Den besten Beweis, warum wir in Deutschland endlich ähnlich hohe Bußgelder wie in anderen europäischen Ländern brauchen, konnte ich heute in der Martinistraße in Osnabrück beobachten. Bereits heute Morgen gegen 8.30 Uhr parkte da ein Handwerkerbus auf Rad- und Gehweg – siehe kleines Bild (während der Fahrt aufgenommen).
Als ich dann heute Mittag noch mal an der Stelle vorbei fuhr, parkte der Bus dort immer noch oder schon wieder. Da hatte er auf jeden Fall schon einen Strafzettel, wie man auf dem großen Foto erkennen kann – unter dem linken Scheibenwischer.
Als ich nach dem Foto dann losfahren wollte, kamen gleichzeitig jemand vom Ordnungsamt und der Handwerker. Ob es einen zweiten Strafzettel gab, weiß ich nicht. Auf jeden Fall haben die beiden kurz diskutiert. Der Ordnungsamtmitarbeiter hat dem Handwerker klar gemacht, dass er dort so nicht halten darf und ist dann abgezogen.
Der Handwerker allerdings auch. Und zwar zu Fuß. Ich bin dort dann 15 Minuten später noch mal vorbeigekommen und der Bus stand und steht wahrscheinlich immer noch da. Das zeigt eindeutig, dass unsere Bußgelder absolut keine Wirkung zeigen. Abschreckende schon gar nicht. Vielmehr wird mit ihnen kalkuliert und fröhlich falschgeparkt.
Das also nur noch mal zur Legitimation der Falschparker-Petition der Initiative clevere Städte…
—
PS: Als ich mir wegen dieser Sache gerade noch mal den tumblr Osnabrücker Radwege angeschaut hatte, musste ich feststellen, dass der Bus da am Montag wohl auch schon sechs Stunden lang stand. Wiederholungstäter…
Fotos: dd
12 Antworten auf „Bußgeld – na und?!“
Wobei sich ja auch die Frage stellt, wieso da nicht einfach mal abgeschleppt wird.
Das ist hier ist eigentlich kein Fall wo man höhere Bußgelder bräuchte, ich bin mir ziemlich sicher, dass konsequentes Abschleppen nachhaltig abschreckend wirkt. Offensichtlich hat die Stadt da bloß kein Interesse dran.
Das heißt aber natürlich nicht, dass ich die Petition nicht unterstützen würde.
Das dumme mit dem Abschleppen ist ja: In dem Fall darf nicht mal abgeschleppt werden. Das passiert nur, wenn ein Falschparker den Verkehr nicht unerheblich behindert, das ist dann Auslegungssache und bei Radwegen somit faktisch immer „unerheblich“ weil der Radfahrer ja drumherumfahren kann…
Abschleppen? Na, da wird es in Hamburg aber erhebliche Probleme bei der Umsetzung geben. Absolutes Halteverbot wird hier konsequent ignoriert.
Und genau darum geht es in der Petition. Das absolute Halteverbot wird konsequent ignoriert, das Bußgeld billigend in Kauf genommen. Und vermutlich sogar schon einkalkuliert…
Tja, Hamburg und die Falschparker.
In Pösseldorf findet man zur Mittagszeit im absolutem Halteverbot keinen Stellplatz (Feuerwehrzufahrt zu einer Kita und einem Einkaufszentrum, direkt neben einem Parkhaus). Die Polizei kontrolliert ab und zu, aber das ist ein Kampf gegen Windmühlen. Ich bin überzeugt, dass nur ein konsequentes Abschleppen einen Erziehungseffekt erzielen würde. Zumal die dort widerrechtlich abgestellten Fahrzeuge die 100.000 EUR Marke oft knacken und ein Verwarngeld nicht der Rede wert sind.
Aber offensichtlich fehlt es vor Ort ja am Willen etwas gegen Falschparker zu tun, wenn schon die heutigen Mittel nicht ausgeschöpft werden.
Ich bin ja auch für die Erhöhung der Bußgelder, weil ein Knöllchen schneller geschrieben ist, als dass man einen Wagen abschleppen lässt.
Ich bin mir aber auch ziemlich sicher, dass der Effekt von höheren Bussgeldern geringer wäre, als wir alle hoffen.
Das kommt dann wohl auf die tatsächliche Höhe an…
Als ehemaliger Koch und Logistikplaner eines großen Partyservices in einer deutschen Großstadt kann ich nur sagen dass die Bußgelder für die Transporter bei der Kalkulation der Preise schon von Anfang an mit eingerechnet wurden. Oft ist es aber so dass die Bußgelder auf die Fahrer abgewälzt werden. Bei zwei Verstößen gibts dann ne Abmahnung.
Dieser Handwerker Bulli stand jeden Tag der letzen Woche mehrere Stunden dort. Auf dem Weg zur Uni musste ich ihm immer ausweichen…
Dachte ich mir. Wie oft muss das dann noch passieren, bis ein medizinisch-pschologisches Gutachten nach VGH Baden-Württemberg, Az.: 10 S 1883/14 fällig ist?
Wow, wenn man das in Hamburg konsequent durchziehen würde, hätte der ÖPNV astronomische Zuwachsraten. Schließlich müssten dann mindestens 80% der Kampfkraftfahrer ihren Lappen abgeben.
Zur Not zahlt der Chef – und ja, es ist wirklich einkalkuliert.
Ich hab aber eine Sache: Es ist verboten, ja. Bei Privatpersonen ist das üblicherweise auch Faulheit und Ignoranz. „Ich park mal eben gegenüber von Supermarkt aufm Radweg weil ich dann keinen Parkplatz suchen muss, brauch ja nur n Brötchen!“
Aber: Lieferanten und Handwerker, siehe Beispiel, wo können die denn parken? Mit fällt an der Martinistraße an der Stelle gerade nix ein. Und zumindest teilweise sind Material und Werkzeug ziemlich schwer und wollen auch erst auf die Baustelle. Und seid ehrlich: Würdet ihr eine Stunde am Tag extra zahlen nur weil der Handwerker erst vom Parkplatz zu euch laufen muss?
Ich hasse solche Situationen natürlich trotzdem. Das Ausweichen ist nicht unbedingt ungefährlich…