Erfreulicherweise geht es mit der Petition „Kostenlose Fahrradmitnahme in niedersächsischen Regionalbahnen“ voran. 137 Unterschriften sind es schon (Stand: 11.7.13) und auch im Netz wird diskutiert. Unter anderem auch bei drehscheibe-foren.de, einem Forum für Eisenbahnfans, wenn ich das richtig interpretiere. Allerdings vermute ich, dass dort manche Kommentatoren die Petition falsch verstehen und den oft zitierten „Kampf der Verkehrsteilnehmer“ um eine neue Gruppe erweitern. Bald könnte es heißen Fußgänger vs Radfahrer vs Autofahrer vs Bahnfahrer. Damit es nicht so weit kommt, möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, den Bedenken der Bahnfahrer entgegenzutreten.

Erstes Argument ist, dass Radfahrer den Zugfahrenden den Platz wegnehmen. Dazu muss ich sagen, dass hier niemand irgendjemandem Plätze streitig machen will. ALLE Verkehrsteilnehmer müssen von dem Gedanken wegkommen, dass Platz verteilt wird. Der vorhandene Platz muss geteilt werden. Und wenn nötig eben erweitert werden. Das heißt dann konkret, es muss mehr Fahrradabteile geben. Denn erklärtes Ziel der Politik ist nun mal die Stärkung des Umweltverbundes.

Die Initiatoren mischen hier alle Argumente zusammen, ihnen geht es eher darum, ihre Ausflüge mit den Billigtickets mit der kostenlosen Fahrradmitnahme zu kombinieren.
Eben nicht! In erster Linie geht es mir bei der Petition um die täglichen Pendler, die auf das Auto verzichten würden, wenn das Bahnfahren mit Fahrrad nicht so teuer wäre. Zu der fälligen Monatskarte kämen bei 20 Arbeitstagen in vielen Verkehrsverbünden noch 100 Euro für das Fahrrad oben drauf. Da setzen sich dann 90 Prozent der Pendler doch wieder ins Auto. In Fernzügen wie dem IC oder ICE (im ICE ist eine Fahrradmitnahme ja noch nicht mal möglich) soll die Bezahlpflicht durchaus bestehen bleiben. Diese Fahrten finden hauptsächlich in der Freizeit statt. Beim Pendlerverkehr in Regionalzügen sieht es aber oft anders aus.
Und hier werden auch keine Argumente „zusammengemischt“ sondern zusammengetragen. Denn eine Petition kann auch durchaus von verschiedenen Betrachtungspunkten her Sinn machen.

Zweites Argument: Nicht vorzustellen, was passiert, wenn ganze Schulklassen mit Fahrrädern kommen. Ganz einfache Lösung, wie sie bereits heute z.B. bei der NWB geboten ist – Gruppen mit mehr als x Personen müssen sich vorher anmelden. Gab es früher ja auch schon mal.

Eine kostenlose Fahrradmitnahme mag zwar auf dem Papier gut aussehen, aber die eingesetzten Fahrzeuge geben dss einfach nicht her.
Genau, die Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden. Wenn auf einmal deutlich mehr Menschen Zug fahren würden, kämen ja auch weitere Personenwaggons dazu.

Warum muss es unbedingt kostenlos sein? Schlichte Antwort zunächst einmal: weil es woanders auch geht. Und, wie oben schon beschrieben, weil der Umweltverbund gestärkt werden soll. Natürlich kann man auch über Preise sprechen. Die dürfen dann aber nicht der Grund sein, doch das Auto zu nehmen.

Kostenlose Fahrradmitnahme ist eben nicht kostenlos. Die Kosten fallen an. Sie werden lediglich auf alle Fahrgäste umgelegt. Oder etwas überspitzt gesagt, die, die kein Rad dabei haben, finanzieren die Minderheit der Radler. Dieses Argument ist müßig, da sowieso alle Fahrgäste für Leistungen bezahlen, die sie nicht nutzen, ob Kinderwagenplätze, Toilettenkabinen o.ä…

Und dann gibt es noch absurde Argumente wie Mit der kostenpflichtigen Fahrradmitnahme wird auch die Überfüllung mit Fahrrädern verhindert. Das wäre dann ja eine Diskriminierung von Radfahrern…

Zu Scheinargumenten wie „Radfahrer brettern über Bahnsteige“ oder „Ein- und Ausladevorgang der Fahrräder kostet sehr viel Zeit“ sage ich nichts, da sie mit der Petition an sich nichts zu tun haben. Diese Argumente kommen von Leuten, die kategorisch keine Fahrräder in Zügen sehen wollen. Für dieses Anliegen kann man ja ebenfalls eine Petition starten, wenn man der Meinung ist, sie sinnvoll begründen zu können.

Es gibt aber auch Leute, die den Kern des Problems erkannt haben: Genau DA liegt das Problem. Es werden Fahrzeuge beschafft, die so auf Kante genäht sind, dass sie Spitzen, wie Fahrradfahrer nicht berücksichtigen. Auf der einen Seite wird das Fahrradfahren aktiv beworben, was auch aller Ehren wert ist, auf der anderen Seite ist die Infrastruktur dafür nicht ausgelegt.
Diese Petition soll das aktive Bewerben des Radverkehrs unterstützen. Wenn das erfolgreich verläuft, wäre die Konsequenz daraus, mehr Platz für Fahrräder in Regionalzügen zu schaffen. Es ist im Prinzip wie beim Auto. Autobahnen bekommen auch immer mehr Fahrbahnen und die Landschaft mehr Straßen, weil das Verkehrsaufkommen steigt.

In diesem Sinne – ich will keinem Fahrgast den Platz nehmen! Ich will den Radlern nur einen Platz geben. Und den Umweltverbund spürbar stärken.