Ein Gastbeitrag von Benedikt Häring, Student der Medieninformatik und Alltagsradler in Regensburg.

Noch bis einschließlich Freitag ist eine Umfrage des bayerischen Innenministeriums zum Thema Radverkehr online. Sie zielt darauf ab, „Schwerpunkte für die gezielte Förderung des Radverkehrs“ zu sammeln. Fahrradfahrer werden gebeten, Einschätzungen zu „wichtigen Aspekten der Fahrradnutzung“ und Verkehrssicherheit zu geben.

In Regensburg werden laut ADFC etwa ein Fünftel aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt – trotzdem landete die Stadt beim Fahrradklima-Test des ADFC 2014 mit einer Gesamtnote von 3,9 nur auf Platz 22 von 37 in ihrer Größenklasse. Hauptprobleme liegen vor allem bei Radwegen, die zwar in der Regel gut befahrbar, jedoch meist sehr schmal sind. Zum Überholen muss dabei stets auf den Fußgängerweg (falls vorhanden) ausgewichen werden. Als extremes Beispiel ist im Bild die vielbefahrene Bajuwarenstraße im Stadtsüden zu sehen, über die viele Großmärkte zu erreichen sind. Gerade zu Stoßzeiten und an Samstagen stauen sich die Autos über die komplette Länge der Straße, was ein Vorankommen auf der Fahrbahn nur sehr zäh möglich macht. Während der motorisierte Verkehr stets über eine Abbiegespur verfügt, reicht der Platz daneben nur für eine Radspur, die in beide Richtungen befahren werden soll, jedoch nicht breiter als normal ist.

Häring Regensburg 1

Eine weitere große Einschränkung besteht im mangelnden Abstellangebot. Die vorhandenen Parkplätze rund um den Hauptbahnhof, aber auch in der Altstadt, in der sich fast die komplette Regensburger Barszene sammelt, sind meist belegt. Während in den letzten Jahren jeweils am Rande der Altstadt zwei große (Auto-) Parkhäuser und eine Tiefgarage renoviert bzw. komplett neu gebaut wurden, bleibt es bezüglich eines „Radl-Parkhauses“ derzeit noch bei den Überlegungen, dieses umzusetzen. So bleiben Radparkplätze im Zentrum Mangelware.

Häring Regensburg 2

Gerade bei diesen Punkten könnten durch gezielte Maßnahmen deutliche Verbesserungen für Regensburg erreicht werden. Diese werden bisher meist mit der Begründung eines Mangels an Ressourcen nicht umgesetzt – der Wille zu Verbesserungen zeigt sich jedoch unter anderem durch die Öffnung der Fußgängerzonen in der Altstadt für Radfahrer. Wenn der Freistaat mittels solcher Umfragen Schwächen und Bedarfe des vorhandenen Radverkehrs erkennt, können Städte gezielt hin zu fahrradfreundlicher Infrastruktur gefördert werden, dafür muss das Thema jedoch noch stärker in die überregionalen politischen Diskussionen mit einfließen.

Auch das Land muss etwas tun!

Insofern ist die Umfrage des bayerischen Innenministeriums zwar ein guter Start. Viel wichtiger wird aber die weitere Vorgehensweise sein. Was macht der Freistaat mit den gesammelten Daten? Leitet er sie an die jeweiligen Kommunen weiter und hält ihnen vor, was diese alles noch zu erledigen haben? Oder erkennt die Landesebene endlich an, dass auch sie etwas tun muss? Infrastrukturelle Maßnahmen für den Radverkehr sind im Vergleich zum motorisierten Verkehr zwar recht günstig. Zum Nulltarif gibt es sie allerdings nicht. Das Land muss hier folglich ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, damit die von den Bürgern aufgedeckten Mängel auch beseitigt werden können.


Bilder: Benedikt Häring