Alle Macht den Rädern LogoViele werden es schon kennen. Aber für den Rest sei noch mal darauf hingewiesen: Kevin, Ulrike und Till von Alle Macht den Rädern aus Berlin haben ein Fahrrad-Manifest geschrieben. Darin kritisieren sie die bisherige Praxis, die Verkehrsinfrastruktur nur auf das Auto auszulegen, fordern einen Paradigmenwechsel der städtischen Verkehrspolitik und motivieren alle Fahrradliebhaber sich ihnen anzuschließen. Aber lest selbst:

Manifest

Was bisher geschah.

Jahrzehntelang wurden Straßen und öffentliche Plätze für den motorisierten Individualverkehr optimiert, ge- und umgebaut. Die Überwidmung städtischer Räume an den Kraftverkehr hat diese für ihre Bewohner jedoch schlichtweg unbrauchbar gemacht.

Mit Automobilen gefüllte Straßenachsen durchschneiden innerstädtische Lebensräume. Parkplätze sind für andere Zwecke wertlos gewordene Flächen. Eine schnell und dicht befahrene Straße zu Fuß oder mit dem Rad zu betreten, ist immer mit Gefühlen von Angst verbunden. Neben dieser Angst stellen Autos eine tatsächliche Gefahr für Fußgänger und Radfahrer dar, wie an den Unfallstatistiken abgelesen werden kann.

Automobilität widerspricht Urbanität. Städte bieten Räume, in denen sich Menschen begegnen und austauschen, sich im Wege stehen und anlächeln. Autos sind die aus Aluminium gegossene Alp, die all dies zerstören. Dabei zerstören Autofahrende die Stadt für alle Bewohner, auch für jene, die selbst nicht Auto fahren.

Was wir wollen.

Wir treten ein für einen radikalen Prioritätenwechsel in der städtischen Verkehrspolitik. Das Fahrrad ist das am besten mit dem urbanen Leben zu vereinbarende Verkehrsmittel. Es benötigt nur wenig Platz und erlaubt dennoch eine schnelle Überwindung innerstädtischer Distanzen, ohne dabei Andere unverhältnismäßig zu gefährden, zu bedrängen oder zu belasten. Fahrräder erlauben und fördern damit Begegnung. Radfahren macht glücklich. Und zwar nicht nur die Radfahrenden selbst!

Eine städtische Verkehrspolitik muss dem Fahrrad den Stellenwert einräumen, den es unter dem Ziel einer lebenswerten Stadt verdient. Wir fordern daher keine Gleichberechtigung, sondern eine explizit vorrangige Förderung des Radverkehrs. Eine Verkehrsplanung in diesem Sinne fragt sich beim Bau von Straßen und Kreuzungen nicht, wie sich Fahrräder dort sicher bewegen können, sondern sie fragt sich, ob und wie neben Fahrrädern Kraftfahrzeuge am Verkehr teilhaben können, ohne die Radfahrenden zu gefährden. Nicht die tatsächlich oder vermeintlich Gefährdeten müssen die Straße räumen (wie dies etwa lange Zeit durch die auf dem Gehweg gebauten Radwege angestrebt wurde), sondern der Kraftverkehr darf sich nur in einem für Alle sicheren Rahmen bewegen.

Was wir machen.

Wir mischen uns ein in den Diskurs über Verkehr. Wir intervenieren konkret und setzen uns für die Durchsetzung und Verbesserung von Rechten der Radfahrenden ein. Wir vernetzen Interessierte und Engagierte. Wir informieren, um Radfahrenden mehr Selbstbewusstsein zu geben und Autofahrenden mehr Respekt abzugewinnen. Wir unterstützen und fordern Lösungen für eine tatsächlich fahrradfreundliche Stadt und laden alle daran Interessierten zur Unterstützung ein.

Berlin, 2013

Quelle: Alle Macht den Rädern