Heute findet in Düsseldorf die Radnacht 2014 statt – eine Fahrradtour auf abgesperrten Straßen mit Partymusikwagen und einer Streckenlänge von ca. 24 Kilometern. „Die Teilnahme an der Radnacht Düsseldorf ist kostenlos und erfolgt auf eigenes Risiko! Teilnahme nur mit verkehrssicheren Fahrrädern mit Licht.“
Hört sich doch gut an. Bis man zum Regelwerk kommt. Oder auch schon gleich auf der Startseite. Denn überall springt einem in großen Roten Buchstaben ein Satz ins Auge:
Achtung: Es besteht Helmpflicht!
Was soll das? Eine Fahrradtour, die von der Stadt, der Polizei und der Verkehrswacht, also von Institutionen durchgeführt wird, die für alle Bürgerinnen und Bürger da sein sollten, kommt hier mit so einem exklusiven Event. In der Begründung heißt es: „Bedingt durch die Größenordnung dieser Veranstaltung gilt hier die selbe Regel wie bei anderen Radsportevents.“
Nun wird die Radnacht aller Wahrscheinlichkeit nach alles andere als ein Radsportevent sein. Schließlich heißt es im Regelwerk: „Die Radnacht ist eine Veranstaltung für Freizeitradler, kein Wettbewerb.“ Bei Partymusik und mit Pause wird es eher eine gemächliche Feierabendtour sein. Warum bedeutet eine große Anzahl an RadfahrerInnen dann gleich große Gefahr? So groß, dass man unbedingt den eigenen Kopf schützen muss? Gab es im letzten Jahr so viele Verunglückte, als es die Helmpflicht noch nicht gab? Wieso wird öffentlich suggeriert, dass Radfahren gefährlich ist. Zumal als abgesperrte Veranstaltung, die nicht mal im öffentlich Verkehr stattfindet.
Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen den Helm. Das habe ich schon öfter betont. Ich bin nur gegen die Pflicht, einen zu tragen.
Der Untertitel der Veranstaltung lautet übrigens „Radnacht – das Event für Radfahrer in Düsseldorf!„. Im Regelwerk kann man dann allerdings lesen, wer von Stadt und Polizei alles nicht als „richtige“ Radfahrer anerkannt wird: Kinder unter 16 Jahren (dürfen nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigen), Jugendliche unter 18 (dürfen nur mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten), Kinder unter 10 Jahren (dürfen als Selbstfahrer gar nicht mitfahren).
Achtung: eine unsägliche Fahrradhelm-Promo-Tour!
Hinzu kommen noch einige weitere Regel, die mal mehr, mal weniger sinnvoll sind. Insgesamt scheint mir die Radnacht aber eine ziemlich ausgrenzende Veranstaltung zu sein, die dem Radverkehr nicht gerade förderlich ist. Gerade wenn die Stadt sie organisiert, sollte sie auch alle BürgerInnen mitnehmen. So ist es eine unsägliche Fahrradhelm-Promo-Tour, die auch noch von BMW gesponsert wird! Dann doch lieber am kommenden Freitag zur Critical Mass Düsseldorf. Da dürfen alle mitfahren. Mit Helm oder ohne, groß oder klein!
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Teaserbild: radnacht.de
3 Antworten auf „Kommentar zur Radnacht in Düsseldorf“
Hab leider keine Zeit, sonst würd ich mir gerne einen American Football Körperpanzer und einen Motocross-Helm ausleihen, mir vom ADAC eine Warnweste schenken lassen, das Fahrrad hinten auf mein SUV packen und hoffen möglichst in der Nähe der „Startaufstellung“ einen guten Parkplatz zu erwischen, um nicht zu weit schieben zu müssen!
Das hat wohl eine Menge Leute abgehalten. RP spricht von 2800 Teilnehmern, Antenne Düsseldorf hat sogar nur 1100 Teilnehmer gezählt:
http://www.antenneduesseldorf.de/web/nachrichten/lokalnachrichten/index.php?nachricht=44086
http://the-duesseldorfer.de/the-duesseldorfer/ein-wochenende-im-zeichen-des-fahrrades.php#more-12183