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Kommentar zu Sebastian Herrmanns „Neues vom Bundesrad“

Da hat sich einer aber mächtig echauffiert über die Eurobike, die gerade in Friedrichshafen die Tore geöffnet hat. Dass das Thema Fahrrad mittlerweile aus der Nische rausgekrochen ist, sieht man allein daran, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die diesjährige Fahrradmesse eröffnet hat.

EUROBIKE_TeaserbildDa hat sich einer aber mächtig echauffiert über die Eurobike, die gerade in Friedrichshafen die Tore geöffnet hat. Dass das Thema Fahrrad mittlerweile aus der Nische rausgekrochen ist, sieht man allein daran, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel die diesjährige Fahrradmesse eröffnet hat.

Aber zurück zu Sebastian Herrmann und den „vielen Ausrutschern, in der mittlerweile sagenhaft unübersichtlichen Produktpalette der Fahrradindustrie“, wie er auf sz.de schreibt. Der Auffälligste dieser Ausrutscher ist für Herrmann das Fatbike, mit dessen dicken Reifen man „Sandwüsten oder öde Landschaften aus Eis und Schnee“ durchradeln kann. Natürlich kann man davon halten was man will. Ich sehe weder Wüsten noch Eispisten, die ich ich durchqueren muss. Aber große Produktpaletten und immer größer, knalliger und krasser werdende Angebote sind der Alltag jeder Branche. (Man schaue sich nur den Markt für Haustierartikel an, wenn wir schon beim Thema „absurd“ sind…) Und nicht zuletzt diesen vielen Übertreibungen haben wir den technischen Vorsprung und die Mainstream-Spitzenmodelle zu verdanken.

Warum aber zeichnet Herrmann so ein schlechtes Gesamtbild der Eurobike? Das kann mehrere Gründe haben, über die ich hier nur spekulieren kann. Vielleicht fährt er ein abgespecktes Fixie und hält jegliche Komponenten für Bequemlichkeitsquatsch. Oder ist er vielleicht ein leidenschaftlicher Autofahrer, der seine Felle langsam davonschwimmen sieht?

In einem Punkt gebe ich Herrmann Recht: „Das Rad hat dabei seinen Status als Vehikel der einfachen Leute längst eingebüßt.“ Es dann aber gleich wieder auf „das Mittel der Wahl vieler urbaner Angeber“ zu reduzieren, halte ich für zu kurzsichtig. Sicher, die „Hipster-Räder“ fallen vor allem in Großstädten auf, sind aber immer noch ein Nischenprodukt.
Was das Fahrrad aber heute wirklich ist: ein gleichwertiges Verkehrsmittel, vor allem für Menschen in der Stadt. Dass da verschiedene Bedürfnisse bedient werden (müssen) ist selbstverständlich. Und wenn es jemandem 12.000 Euro wert ist, dann ist das erstens seine Sache und zweitens gut für das Fahrrad an sich, weil es einmal mehr Aufmerksamkeit erregt.

Insofern halte ich es mit hamburgfiets und denke, man sollte die Entwicklungen rund ums Fahrrad nicht so kritisch und „verrückte Ausnahmen“ als logische Konsequenz einer sich weiterentwickelnden Branche sehen.

2 Antworten auf „Kommentar zu Sebastian Herrmanns „Neues vom Bundesrad““

Habe mich beim Lesen des Artikels doch über so einiges gewundert, z.B. warum der Käufer eines 12 000 Euro Rades direkt ein Angeber ist, während es vollkommen „normal“ und erstrebenswert ist, 120 000 Euro für ein Auto auszugeben. Zumal der Betrachter des luxuriösen Automobils mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch seinen Wert einschätzen kann, während das bei luxuriösen Fahrrädern meist nur den Besitzern anderer luxuriöser Räder gelingt…

Das stimmt allerdings. Der Wert eines Fahrrades ist (noch) nicht so schnell für jeden auf den ersten Blick zu ermitteln.
Naja, und zu dem anderen Argument: Das Auto verliert zwar als Statussymbol immer mehr an Bedeutung, ist aber trotzdem noch fest in den Köpfen als solches verankert…

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