Volvo hat ein Spray entwickelt, das im Hellen nicht sichtbar ist, im Dunkeln aber Licht reflektiert. Nette Idee, aber es ist wie mit den Warnwesten: wenn der Autofahrer nicht hinguckt, dann kann er auch nichts reflektieren sehen. Zumal in die gefährlichen Bereiche rund um den Toten Winkel sowieso kein Licht scheint, das reflektiert werden kann.
Nick Connor von Volvo UK: „Every year more than 19,000 cyclists are injured on the UK’s roads. At Volvo, we believe that the best way to survive a crash is not to crash, and are committed to making the roads a safer place by reducing the number of accidents.“ Das stimmt, aber wie viele von den 19.000 verunglückten Radfahrern wurden von hinten oder der Seite an- bzw. überfahren? Wohl eher ein Prozentsatz im einstelligen Bereich. Aber nur für diese würde das Spray Sinn machen.
Also eher Image- statt Sicherheitskampagne von Volvo. Oder ist hier jemand überzeut von dem Spray? Für mich ist es wie so oft: an den Symptomen soll herumgedoktert werden, die Krankheit bleibt aber unberührt. Das Dumme ist: die meisten Radfahrer denken vermutlich erst mal „Hey, super Idee. So kann ich mich sichtbar machen“. Dass sie den Autofahrern so aber die Verantwortung abnehmen, sehen sie nicht. Denn am Ende ist es wie mit Warnwesten oder Fahrradhelmen. War der Radfahrer ohne beides unterwegs, ist er ja selber schuld…
Update 21:45 Uhr
Die Kampagne könnte jetzt richtig nach hinten losgehen. Mikael Colville-Andersen (Copenhagenize) hat eine Petition gestartet, mit dem Ziel, dass der Autokonzern alle Volvo-Fahrer mit einer Spraydose ausstattet. Begründung: der Autokonzern stellt die Gefahr her, also sollte diese auch sichtbar gemacht werden. Stattdessen richtet sich Volvo mit dem Spray an die Opfer, Radfahrer und Fußgänger, und ruft diese auf, sich damit einzusprühen. Typisches victim blaming. Ganz meiner Meinung. Zur Petition gehts hier.
We want Volvo to #makelifeshine. Here's the petition https://t.co/jsTHLiRMu7 #lifepaint pic.twitter.com/UcGp9cYQLp
— M. Colville-Andersen (@copenhagenize) 31. März 2015
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Update 13. April 2015
Ich habe eine gute Verwendung für das Life Paint gefunden. In den Niederlanden wurde mit leuchtenden Zebrastreifen experimentiert. Wieso schwärmen Volvos Mitarbeiter nicht aus und bringen unsere Zebrastreifen zum Leuchten?
10 Antworten auf „Volvo LifePaint“
Wenn man bedenkt, wie eng man tagsüber überholt wird, kann mir niemand erzählen, dass die Gefährdung der Radfahrenden am nicht gesehen werden liegt.
Das Spray kann man aber trotzdem gut verwenden. Für Ghost Bikes. Die Autofahrenden sollen ruhig 24/7 sehen, dass sie eine Waffe mit sich führen.
Nun ja, die ersten produzierten 2000 Spraydosen verschenken die Schweden um dies so überaus geniale, längst überfällige und lebensrettende Produkt bekannt zu machen und um selber(!) in die Medien zu kommen. (Ironie aus)
Die meisten englischen Artikel über die Farbe erwähnen auch welche tolle Technologien die Schweden in ihre Hauptprodukte stecken.
Sollte sich die Farbe dennoch durchsetzten wird sie sicher nicht durch die Gewinne der Autosparte der Schweden subventioniert sondern kostet sicher 29,95 pro Flasche (denn das sollte dem Radfahrer ihre/seine Sicherheit doch wert sein.) Meiner Meinung nach nur ein Werbegag um den eigenen Konzern in die Medien zu bringen.
Alle Autokonzerne (unter Leitung der Schweden) könnten ja die nächsten 20 Jahre jeweils 5% ihres Gewinns (gerne auch vor der Steuer) abgeben um davon sichere Radwege zu bauen.
mit dem spray ließen sich auch schön reflektierende messages an brückenpfeilern oder anderen angestrahlten und somit von autofahrern frequentierten stellen platzieren. jetzt muss es nur noch bezahlbar sein.
Tatsächlich rege ich mich relativ selten über die Fahrer*innen schwedischer Autos auf. Wenn mich doch mal ein*e extrem schlechte*r und möglicherweise sehbehinderte*r Fahrer*in in einem Volvo oder Saab gefährdet bin ich immer extra entrüstet.
Noch klingt das schwer nach einer Monty Python Nummer, kein Wunder, dass es zuerst im Land der „high-vis“ beworben wird.
Zunächst. Denn es wird leider die Entwicklung zur Obliegenheitspflicht von Lametta aller Art für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer weiter vorantreiben.
Verkehrsteilnehmer 1. Klasse fahren Volvo und die 2. und 3. Klasse müssen ihn sich auf die Kleidung sprühen. Stigmatisierungsprodukt und wir machen den Sicherheitswahn mit.
Schöne neue Verkehrswelt.
[…] RT @SecretCoAuthor: Das “Volvo LifePaint” kehrt die Verantwortungsfrage um. Und viele Radfahrer fallen, wie bei der Weste, drauf rein… Link zum Artikel -> […]
[…] anpassen und nicht die Infrastruktur? Und wie schützt Life Paint z. B. vor Falschparkern? Und was, wenn der Autofahrer einfach nicht guggt? Und warum sprüht Volvo nicht einfach die eigenen Fahrzeuge damit […]
[…] weiter geht die Pseudo-Sicherheitsinitiative “Vision 2020″ von Volvo. Nach LifePaint (bzw. eigentlich schon davor, aber ich bin jetzt erst darauf aufmerksam geworden) wollen die […]
Selbst in Washington (bzw deren Zeitung) hat man erkannt, dass VOLVO damit in die falsche Richtung fährt.
http://www.washingtonpost.com/posteverything/wp/2015/04/15/dont-make-bicyclists-more-visible-make-cars-stop-running-them-over/
Zum Update 13.4. auch nett wäre, wenn die Farbe dauerhaft beständig sein könnte und dann die Abgrenzung von Radwegen damit markiert würden.
Reflektierende Stoffe enthalten meist kleine Glasperlen, ich vermute einfach mal, das dies beim Spray genauso ist. Und da zeigt sich dann der eigentliche Sinn: Diese Glasperlen kriechen in jeden Spalt, durch die meisten Dichtungen und zerstören innerhalb kürzester Zeit jedes Lager, jede Fahrradkette, besser als der berühmet „Sand im Getriebe“.