Dass Gefühl, dass es sich oft lohnt, falsch zu parken, hatte wohl jeder schon mal. Jetzt belegt eine Forschungsgruppe rund um Prof. Andreas Humpe von der Hochschule München aber, dass es oft wirtschaftlich vorteilhaft ist, keine Parkgebühren zu zahlen.
Die Wissenschftler von der Fakultät für Tourismus der Hochschule München (HM) hat Parkverstöße in Freiburg genauer unter die Lupe genommen. Forschungsgrundlage waren alle registrierten Parkvergehen des Jahres 2019, in Summe über 180.000 Stück. „Die Daten umfassten Ort und Zeit. Zudem lagen uns die Dienstpläne mit den Kontrollbezirken vor“, erklärt Humpe. Im Zuge der Untersuchung wurden überdies Kontrolleure bei ihren Kontrollen begleitet und befragt. Ziel der Forschung war es, aufgrund der Kontrollhäufigkeit laut Dienstplänen und den registrierten Parkvergehen zu berechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit Falschparker erwischt werden und wie hoch die Zahl der Falschparker tatsächlich ist.
Ökonomisch gesehen rechnet es sich also häufig, falsch zu parken.
Die Forscher haben das Freiburger Stadtgebiet in geografische Sechsecke unterteilt. Im Anschluss wurden die zeitlich-räumlichen Wahrscheinlichkeiten berechnet, wie hoch das Risiko pro Sechseckstunde ist, beim Falschparken mit einem Bußgeld belegt zu werden. Die Ergebnisse der Freiburger Studie bestätigen: In 61,3 Prozent der im Zentrum gelegenen Sechseckstunden und in 94,4 Prozent der außerhalb gelegenen Sechseckstunden ist es wirtschaftlich vorteilhaft, keine Parkgebühren zu zahlen. „Ökonomisch gesehen rechnet es sich also häufig, falsch zu parken“, bestätigt Humpe.
Das klingt wie eine Bankrotterklärung. Was aber kann getan werden? Zum einen müsste natürlich die Kontrollhäufigkeit erhöht werden. Wo nicht kontrolliert wird, wird auch nicht geahndet. Dazu müsste zusätzliches Personal eingestellt werden, was zunächst die Kosten für die Kommune erhöht. Zudem werde es mit jedem weiteren entdeckten Falschparker aufwendiger, nochmals einen zusätzlichen zu erwischen. „Mit zunehmenden Grenzkosten wird das Entdecken weiterer Falschparker wirtschaftlich unrentabel“, so Humpe – wobei wir von hohen Grenzkosten noch weit entfernt sein dürften.
Alternativ könnte man die Parkgebühren so stark senken, dass sich Falschparken nicht mehr lohnt. Doch dies würde den Individualverkehr nur weiterfördern, was weder politisch noch gesellschaftlich gewünscht ist. „Die einzig logische Konsequenz ist es daher, die Strafen zu erhöhen“, resümiert Humpe seine Forschungsergebnisse. Das ist im vergangenen Jahr geschehen, die Forschungsergebnisse beziehen sich noch auf die alten Bußgeldhöhen.
Grundsätzlich muss der städtische Raum aber in einem Gleichgewicht von Gebühren, Kontrollen und Bußgeldern ausgehandelt werden. Um den immer noch hohen Individualverkehr mit dem Gemeinwohl in Einklang zu bringen, müssten die Parkgebühren in Innenstädten hoch sein, die Kontrolldichte müsste ein erhebliches Entdeckungsrisiko darstellen und die Geldbußen müssten im Verhältnis zu den Gebühren höher sein. Ob wir hier schon im Gleichgewicht sind, wage ich angesichts zugeparkter Straßen zu bezweifeln.
3 Antworten auf „„Ökonomisch gesehen rechnet es sich also häufig, falsch zu parken.““
Tja, mit den neuen Bußgeldern können sie die Studie gleich noch mal von vorn beginnen… :)
Das ist ja auch einer der Hintergedanken bei den höheren Sätzen: in den Kommunen lohnt es sich, mehr Kontrollettis einzusetzen, wenn die mehr Geld einbringen.
Dadurch hat man eine höhere Kontrolldichte, die Wahrscheinlichkeit des Erwischt-Werdens steigt und irgendwann ändert auch sich das Verhalten der Autofahrer.
Ich weiß garnicht was die Autofraktion in Osnabrück rumheult….
Man kann überall in der Stadt umsonst parken- solange es halt auf einem Radweg ist. Rein statistisch schreibt das Ordnungsamt pro Tag hier ein halbes Knöllchen- ein weiteres Knöllchen pro Tag beruht auf privaten Anzeigen.
Daran hat auch Daniels Plakat nichts geändert…..
Hmm, 50m weiter ist ein Parkaus. Der Weinladen leiht sicher auch eine Sackkarre aus, um den Wein zur Karre zu karren. Allerdings: wenn der rote Streifen schon so breit wie eine Karre ist, dann muss es auch ein Parkplatz sein.