Ich hatte neulich mal einen leicht ironischen Tweet rausgehauen, wonach Ideen, die nicht unmittelbar dem Auto (-verkehr) dienen, überflüssig seien und von den Grünen kämen.

Der Tweet altert ganz gut. Nur eine Woche später regt sich der (natürlich) CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak fürchterlich darüber auf, dass die (natürlich) Grünen die Idee einer Lastenradprämie in den Wahlkampf bringen. Demnach soll der private Kauf von Lastenrädern mit insgesamt einer Milliarde Euro gefördert werden. Für Ziemiak (natürlich) ein „abstruser & weltfremder“ Vorschlag. Für mich ja schon seit Jahren ein Vorschlag ausgleichender Gerechtigkeit.

Ich weiß nicht, ob man das schon Shitstorm nennen kann, was Ziemiak daraufhin abbekommt. Aber nach tausenden Antworten auf seinen Tweet und Erklärungen anderer CDU-Politiker, dass auch CDU-Regierungen in Land und Bund bereits Lastenräder fördern, rudert Ziemiak vorischtshalber etwas zurück. Und trotzdem ist er sich nicht zu schade, auch schnell noch den Handwerker im ländlichen Raum zu bemühen, der mit einem Lastenrad ja gar nichts anfangen könne.

Ich finde die Aufregung ehrlich gesagt etwas albern. Die Steuerzahler*innen müssen seit Jahren die Zweit- und Drittwagen von Wohlhabenden mit mittlerweile bis zu 9.000 Euro subventionieren, ticken wegen einer Lastenrad-Förderung aber völlig aus. Das soll mal einer verstehen.

Nun meldet sich aber auch der ADFC zu Wort. Er begrüßt den Vorschlag der Grünen, mit Kaufprämien die Verbreitung von Lastenrädern anzukurbeln. Der Bedarf sei groß, regionale Förderprogramme würden nicht ausreichen und seien schnell überbucht (siehe zum Beispiel Osnabrück). Um mehr Lastenrad-Verkehr zu ermöglichen, müsse aber schnellstens die Radinfrastruktur ausgebaut werden.

Lastenräder sind weit davon entfernt, eine Lösung nur für Großstädte zu sein. Auch auf dem Dorf müssen Kinder zur Kita und Getränkekisten nach Hause gebracht werden.

ADFC-Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider sagt: „Lastenräder haben großes Potenzial für die Verkehrswende. Sie transportieren Kinder, Einkäufe, Pakete, Handwerkskisten und Apothekensendungen – alles Anwendungen, für die sonst Autos oder Transporter genommen werden. Damit entlasten sie Städte und Klima. Der Vorschlag für eine Bundesförderung von Lastenrädern ist also ausgesprochen zeitgemäß, denn sie trägt dazu bei, den Menschen die Alternativen zum Auto schmackhaft zu machen. Dazu gehört natürlich auch eine bessere Fahrrad-Infrastruktur. Guter Lastenrad-Verkehr funktioniert nur mit breiten Radwegen und guten Fahrrad-Parkplätzen – und die sind in Deutschland noch Mangelware.“

Der ADFC bietet in vielen Städten und Regionen auf ehrenamtlicher Basis Cargobikes zum kostenlosen Verleih an. Laut Ausleih-Statistik des sehr erfolgreichen Berliner Angebots „fLotte“ wären 40 Prozent der Lastenrad-Fahrten ohne das Verleihangebot mit dem Auto gemacht worden. Schneider: „Neben der Förderung von Lastenrad-Käufen sollte auch das Lastenrad-Sharing stärker gefördert werden. Der Bedarf ist enorm.“ Und weiter: „Lastenräder sind weit davon entfernt, eine Lösung nur für Großstädte zu sein. Auch auf dem Dorf müssen Kinder zur Kita und Getränkekisten nach Hause gebracht werden.“

Aber was sind schon Kinder und Getränkekisten, wenn wir erst mal den Handwerker mit Presslufthammer und Betonmischer auf die Baustelle kriegen müssen…