Ich lasse das mal weitgehend unkommentiert hier, denn es spricht für sich. Noch im Februar 2020 schreibt der ADAC auf seiner Homepage, dass die steigenden Zahlen von getöteten Radfahrern Sorgen bereiteten und unverändert großer Handlungsbedarf zur Verbesserung der Verkehrssicherheit bestehe.
„Auch die Zunahme des Radverkehrs selbst sorgt für Handlungsdruck und zeigt, dass dringend ein Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur erfolgen muss. Die fahrradfreundliche StVO-Novelle kann einen Beitrag dazu leisten, die Sicherheit für Radfahrende zu verbessern.“
Und nur knapp drei Monate später, als seine Mahnungen erhört wurden und die Radverkehrsinfrastruktur endlich mal ausgebaut bzw. umgewidmet wird, hören wir das genaue Gegenteil. „Eine Umverteilung der vorhandenen Infrastruktur zu Lasten des Autos verschärft absehbar die Stauprobleme in unseren Städten“, so ADAC-Verkehrspräsident Gerhardt Hillebrand gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Zuvor teilte schon der Regionalverband Berlin-Brandenburg mit, dass die Corona-Pandemie auf keinen Fall dazu genutzt werden dürfe, „dauerhafte Umverteilungen des Verkehrsraumes durchzusetzen“. „Wir erwarten deshalb ein klares Bekenntnis der Politik, dass diese Radwege [Pop-Up-Bikelanes in Berlin] zurückgebaut werden, sobald der Pkw-Verkehr wieder zunimmt“, forderte der Verkehrsvorstand.
Dieser rettete sich dann immerhin noch in die Forderung eines „Gesamtkonzeptes“, was in der Regel heißt, dass erstmal jahrelang nachgedacht und danach jahrelang diskutiert werden soll, damit sich mittelfristig definitiv nichts ändert. Den „großen Handlungsbedarf“ räumt Hillebrand dann gleich selbst wieder ab mit dem Argument, dass sogar begeisterte Radfahrer im Winter auf andere Verkehrsmittel zurückgreifen würden…
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PS: Schon 2017 brachten zwei US-amerikansiche Studien den ADAC zu der Erkenntnis, dass neue Radwege Autofahrer gar nicht ausbremsten. Ab einem gewissen Radverkehrsaufkommen wird der Autoverkehr bei sogar beschleunigt, wenn man eine Spur in einen reinen Radweg umwandelt. „Manchmal steht eine deutliche Verbesserung für Radfahrer keinem oder nur einem marginalen Fahrzeitverlust für Autofahrer gegenüber.“ Der Beitrag scheint inzwischen aber leider aus ADAC-Blog gelöscht worden zu sein.
2 Antworten auf „Die Scheinheiligkeit des ADAC“
Das Mißverständnis rührt vermutlich daher, daß der ADAC (wie auch der ADFC) selbstverständlich *autogerechte* Randverkehrsinfrastruktur im Sinn hat. Vom Wegfall ganzer Fahrstreifen war nie die Rede.
Der Artikel wurde zwar von ADAC aus ihrem Blog gelöscht, aber das Internet vergisst nicht: https://web.archive.org/web/20190301125445/https://adac-blog.de/neue-radwege-werden-autofahrer-ausgebremst/