Es gibt in der Stadt eigentlich nichts Verrückteres als seine Brötchen am Sonntagmorgen mit dem Auto zu holen. Der nächste Bäcker liegt im städtischen Gebiet definitiv in Fuß- oder Fahrradreichweite und die Brötchentüte wiegt auch selten so viel, als dass man dafür ein Auto bräuchte. Und trotzdem kann ich jeden Sonntag beobachten, wie die Leute doch wieder mit dem Auto kommen.

Größter Anreiz für mich das Fahrrad zu nutzen (zum Bäcker gehe ich zu Fuß) ist immer die Zeitersparnis. Ich stehe nicht im Stau und muss mir keinen Parkplatz suchen. Nun gibt es am Sonntagmorgen aber praktisch nie Stau und Parkplätze schaffen sich Autofahrer ohnehin immer da, wo sie sie gerade brauchen – siehe oben. Ein Bäcker aus Eberswalde versucht es nun mit einem anderen Anreizprogramm. Wer mit dem Fahrrad kommt, bekommt im September fünf Prozent Rabatt auf den Einkauf. Das ist für Ohnehin-Radfahrer ganz nett (wenn auch praktisch unbedeutend bei drei Brötchen und ner Zeitung), für Fahrer eines 40.000-Euro-SUV aber wahrscheinlich nicht den Umstieg wert. Aber vielleicht hinterfragt sicher der eine oder die andere ja doch. Der Bäcker hat auch andere gute Argumente:

Raus aus dem Laden. Rauf auf’s Fahrrad. Nach Hause. Fahrrad wieder in den Keller. Ran an den Frühstückstisch. Frische Luft im Haar. Kaffee- und Brötchenduft in der Nase. Keinen Dreck gemacht. Dafür Sport an der frischen Luft.

Apropos Brötchen: In manchen Städten gibt es auch die sogenannte Brötchentaste an Parkscheinautomaten. Damit will zum Beispiel die CDU in Meschede Kurzzeitparker entlasten, die nur kurz (bis 15 Minuten) – genau – zum Bäcker oder zur Apotheke wollen. Man sei überzeugt, dass das die Attraktivität der Stadt steigere. In Cloppenburg ist die Brötchentaste hingegen eine Sanduhr. Wie das ZDF berichtet, können Bürger seit Mai „für schnelle Besuche etwa beim Bäcker eine Sanduhr benutzen. Damit können sie 15 Minuten umsonst parken. Notwendig sind dazu spezielle Sanduhren, die es für drei Euro im Bürgeramt gibt.“ Die 2.500 Exemplare waren in drei Tagen ausverkauft. Und man glaubt es kaum, auf einmal nehmen es die Autofahrer ganz genau: „Es habe aber auch schon eine Beschwerde gegeben, weil die Uhr nicht 15 Minuten gelaufen sei, sondern nur 14 Minuten und 30 Sekunden.“ Landauf, landab werden also erheblich mehr Anreize geschaffen, das Auto zu nutzen. Unsere Städte werden so definitiv nicht attraktiver!

Einen Haken hat denn auch die Sache mit dem Bäcker in Eberswalde noch. Es gibt parallel zum Rabatt auch eine Stempelkarte. Nach acht Einkäufen nimmt man an einer Verlosung teil. Und was ist der Gewinn? Ein Wochenende mit einem Elektroauto…