Die nächste Episode des LKW-Abbiegeassistenten: Heute wird im Bundestag ein Antrag von CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen beraten und abgestimmt, der eine finanzielle Förderung von Abbiegeassistenzsystemen für LKW ab 3,5 Tonnen vorsieht. Weil eine Lösung auf EU-Ebene immer noch nicht in Sicht ist, sollen deutsche Lastkraftwagen so schneller umgesrüstet werden.
In den vergangenen Wochen waren mehrere Menschen, darunter zwei Kinder, in Deutschland von abbiegenden LKW getötet worden. Der Druck auf die Politik stieg dadurch. Die Verkehrsminister Dobrindt und Scheuer waren weitgehend tatenlos, hatten immer wieder auf die europäische Ebene verwiesen und auch bei einem Förderprogramm für E-LKW auf den verpflichtenden Abbiegeassistenten verzichtet. Dienstag noch berichtete der Tagesspiegel, dass sieben von acht Käufern eines Daimler-LKW auf den Abbiegeassistenen verzichteten, um die fälligen 2.300 Euro zu sparen. Diese könnte künftig der Steuerzahler übernehmen.
Grund zur Freude ist der Antrag aber nicht wirklich. Es ist zwar gut, dass Minister Scheuer jetzt bei der EU mit einem Bundestagsvotum auftreten und eine schnellere EU-weite Pflicht fordern kann. Ändern wird sich aber auch weiterhin kaum etwas. Zu viel „prüfen“ und „Anreize setzen“ findet sich im Antrag. Ob das angepsrochene De-minimis-Programm Erfolge zeigen wird, ist fraglich. Dieses Förderprogramm der Bundesanstalt für den Güterverkehr hat Zuwendungsgrenzen, die dazu führen, dass die Flottenbetreiber zunächst die Förderung für Technik nutzen, die Kraftstoff spart, oder für Winterreifen. Für Sicherheitstechnik bleibt hier im Zweifel nichts übrig.
Die Region Hannover wird immerhin insoweit aktiv, als dass sie auch kommunale Fahrzeuge mit einem Abbiegeassistenten ausrüsten wird. 45.000 Euro sind dafür im kommenden Haushalt eingeplant.
4 Antworten auf „Hilft ein deutscher Alleingang beim LKW-Abbiegeassistenten?“
Ein deutscher Alleingang reicht, wenn alle ab einem gewissen Zeitpunkt dieses System auf deutschen Straßen nachweisen müssen. Dann muss auch die gesamte Transitbranche oder ausländische KFZ diese Technik nachweisen, sonst wird es entsprechend teuer, bis zum einziehen des unsicheren KFZ. Dann reicht ein deutscher Alleingang bis alle nachziehen. Man könnte in großstädten das Einfahren von LKWs z:B. >7,5 Tonnen verbieten wie in Newyork. Hilft auch schon.
@JPJEA: sehe ich ganz ähnlich. Es geht eben auch darum endlich mal mit Veränderungen anzufangen. Ich bekomme grundsätzlich zu viel, wenn ich bei den ganzen Planungen immer lesen muss: bis 2030, für 2040 geplant etc pp. Das ist ein auf die lange Bank schieben, in der Hoffnung die folgenden Personen die dann die Verantwortung haben, werdens irgendwie lösen. Tun sie aber auch nicht.
Der Schwerkraftverkehr braucht ebenso neue Anreize sich weiter zu entwickeln, hin zu mehr mehr Menschen- und Städtefreundlichen Lösungen, wie der auch immer mehr steigende Personenverkehr. Es muss JETZT etwas geschehen und nicht erst 2040!
Ein Alleingang kann funktionieren – es würde ja schon reichen, wenn alle Straßen, an denen entsprechende Abbiegeunfälle bereits passiert sind, für LKWs ohne Abbieteassistent gesperrt würden. Dann kämen die schon jetzt durch keine Großstadt mehr.
Eine andere Steuerungsmöglichkeit gäbe es z.B. bei der Autobahnmaut. Wenn LKWs ohne Assistent pro Kilometer etwas mehr zahlen müssten, wird es für die Speditionen plötzlich sehr reizvoll, diese Assistenten dann doch mit zu kaufen. Oder nachzurüsten.
Mittel und Wege gibt es. Nur der politische Wille fehlt.
Wie es letztens von Daniel hieß, keine Prämien oder Steuererleichterung, ohne Abbiegeasistent. Im Momente werden meines wissens Elektro-LKWs und Rückfahrkammeras und Nachrüstungen von Spritsüarsystemen gefördert. Warum ergänzt man als Voraussetzung nicht, dass diese LKWs auch einen Abbiegeasistenten haben müssen. Spätestens bei den zehntausenden von Euros für Elektro-LKWs wäre das ein Super-Anreiz.