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Osnabrück: Radverkehrsprogramm 2018

Etwas überraschend aber dafür umso erfreulicher hat der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt das Radverkehrsprogramm 2018 einstimmig angenommen. In der Beschlussvorlage der Verwaltung sind alle größeren Maßnahmen aufgelistet, die die Stadt in diesem Jahr angehen und dafür bis zu 920.000 Euro in die Hand nehmen will – mehr als doppelt so viel wie 2017 und knapp 5,60 Euro pro Einwohner. Das ist zwar immer noch deutlich weniger als die 10 Euro, die der Nationale Radverkehrsplan (NRVP) vorschlägt. Aber immerhin. (Nur zum Vergleich: Kopenhagen gibt pro Einwohner und Jahr 21 Euro für den Radverkehr aus.)

Der deutlich teurere aber zum großen Teil auch geförderte Radschnellweg nach Belm fällt nicht ins Budget. Dafür aber der geschützte Radweg, der keinen Schutz bekommt, das ‚Problemkind‘ Wall, verschiedene Sanierungsprojekte und endlich auch Fahrradzählstellen.

Hier die Maßnahmen aus dem Radverkehrsprogramm 2018

Johannistorwall/Kommenderiestraße
Die Umgestaltung des Knotenpunktes zur Erhöhung der Verkehrssicherheit für Radfahrer ist im Ausschuss in 2015 beschlossen worden. Das Ergebnis der Ausschreibung in 2016 fiel allerdings so hoch aus, dass die Vergabe nicht erfolgt ist und nur eine erste, provisorische Umgestaltung stattfand. Die Verwaltung prüft zurzeit, ob ein zeitliches Fenster für die Umgestaltung in diesem Jahr realisierbar ist.

Ad-hoc-Programm Sicherheitstrennstreifen Wall
Für die objektive und subjektive Sicherheit der Radfahrer hat die Breite des Radfahrstreifens und ein ausreichender Abstand zu parkenden Kfz bei verkehrlich hoch belasteten Straßen eine große Bedeutung. Ein Komplettumbau des Wallrings nach den beschlossenen Planungsgrundsätzen ist zeitnah und kostengünstig nicht möglich – bis dahin sind Zwischenlösungen erforderlich. Die Verwaltung hat geprüft, an welchen Stellen am Wallring die Anlage eines Sicherheitstrennstreifen zu Parkstreifen ohne Verlegung des Bordsteins möglich ist. Dabei wird die Radfahrstreifenbreite beibehalten und eine Verlagerung der Stellplätze erfolgt Ri. Gehweg, z.T. müssen einige Stellplätze entfallen. Als notwendige Breiten werden angesetzt: >2,0 m Gehweg, 2,0 m Parkstreifen, 0,75 m Sicherheitstrennstreifen.

In den gelben Bereichen ist die Zwischenlösungen möglich. Wenn dieses Vorgehen positiv beschlossen ist, wird die Verwaltung detailliert prüfen wie es jeweils umzusetzen ist (Markierungen, Beschilderung, evtl. Abflachen des Bordsteinvorstands durch Asphaltkeile bei halbhüftigen Parken etc.). Grafik: Stadt Osnabrück

Planungsaufträge
Es sollen Planungen erstellt werden für die Bereiche Goethering (Schlagvorderstr. – Kleiststr.) und Natruper-Tor-Wall/Heger-Tor-Wall (Rißmüllerplatz bis Lotter Str./Bergstraße). Hier gehe ich von einem weiteren geschützten Radweg aus, da der Platz dafür locker da ist.

Als Alternative zu den Hauptrouten, die zumeist entlang der Hauptverkehrsstraßen verlaufen sollen Velorouten entwickelt werden. Dies hat eine ähnlich hohe Bedeutung wie die Umgestaltung der Hauptrouten.

Für die Veloroute Arndtstraße/Heinrichstraße, die parallel zum Wallring führt, die Veloroute Sutthausen–Innenstadt (über den Burenkamp und durch die Wüste) und die Veloroute Innenstadt–Hellern (Katharinenstraße–Ernst-Sievers-Str.–Eselspatt) soll der Handlungsbedarf ermittelt und bauliche Maßnahmenvorschläge gemacht werden. Außerdem soll im Rahmen dieses Planungsauftrags ein einheitliches Design für Fahrradstraßen entwickelt werden.

Grafik: Stadt Osnabrück
Cityring
Nach dem Vorbild Hannovers soll eine Markierung eines inneren Radringes (Cityring) entwickelt werden. Diese soll dann mit einem eigenständigen Logos auf den Boden aufgebracht werden und ortsunkundigen Radfahrern eine schnelle Umfahrung der Fußgängerzone anzeigen.

Radparken

Die Umsetzung des Konzeptes zum Radparken City kann aufgrund der aufwändigen Abstimmung mit den Anliegern nur abschnittsweise erfolgen. Als nächster Bereich sollen am Adolf-Reichwein-Platz weitere Abstellmöglichkeiten geschaffen werden. Am Kamp (Bereich Nikolaizentrum) sollen als Teil des Projektes Mobil>e Zukunft gesicherte Fahrradabstellmöglichkeiten (Radkäfige mit Doppelstockparkern) aufgestellt werden. Je nach Bedarf erfolgt das Aufstellen weiterer Radbügel in Wohngebieten.

Als Teilprojekt aus dem Förderprojekt Gartlage-Süd werden in dem Quartier Fahrradabstellanlagen zur Nutzung durch Bewohner und Besucher als Fahrradbügel und überdachte, abschließbare Anlagen (Fietstrommel) zur Nutzung für einen festen Mieterkreis errichtet. Diese Anlagen werden mit einer Quote von 90 Prozent vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert.

Schwerpunkt Radialverbindungen in die Stadtteile

Route 6 (Innenstadt – Voxtrup)
Der erste Teilabschnitt der Hannoverschen Straße zwischen Otto-Brenner-Platz und Schweerstraße wurde mit Radfahrstreifen im „ERA+“-Maß schon hergestellt. Der OSB hat eine Fortführung der Deckensanierung vor, eine zeitliche Abstimmung dazu muss noch erfolgen. Für den Abschnitt Schweerstraße bis Narupstraße soll eine Planung vergeben werden.

Route 8 (Innenstadt – Sutthausen)
Planungen für die Veloroute Sutthausen – Wüste. Sanierung der Fahrbahnoberfläche des letzten unsanierten Abschnittes des Burenkamp.

Route 9 (Innenstadt – Hellern).
Planungen für die Veloroute Katharinenviertel – Hellern.




Sanierung

Haster Weg
Sanierung der Hochbord-Radwege, die sich abschnittsweise im schlechten Zustand befinden. Dabei soll auch das Problem des Beparkens des Radweges im Bereich einer Bäckerei angegangen werden, was mehrfach im Bürgerforum moniert wurde.

Burenkamp
Abschnitt BAB-Brücke bis Weg südlich Gewerbegebiet

Rehmstr. (Bereich um Sandstr.)
Sanierung der Hochbord-Radwege, die sich abschnittsweise im schlechten Zustand befinden.

Weiteres

Für eine fundierte Planung braucht man im Radverkehr – genau wie im Kfz-Verkehr üblich – quantitative und qualitative Daten. Automatische Radzählsysteme helfen, das Mobilitätsverhalten, z.B. abhängig von der Witterung, einzuschätzen und zeigen als Monitoring-instrument die Entwicklung des Radverkehrs. Zusätzlich können sie mit einer Infostele versehen werden, die vor Ort anzeigt, wie viele Radfahrer hier fahren. Dies verdeutlicht die Bedeutung des Radverkehrs und motiviert zum Radfahren. Das erste Radzählsystem, mit einer Infostele, wird als Teil des Förderprojekt Gartlage-Süd am Radschnellweg aufgestellt. Die Verwaltung schlägt vor, weitere fünf Zählsysteme, davon 1 – 2 mit Infostelle anzuschaffen.

„Osnabrück sattelt auf“: Der Relaunch der Internetseite www.osnabrueck-sattelt-auf.de, weiterentwickelt zu einem Fahrradportal, in dem sich alle Themen rund um den Radverkehr in Osnabrück wiederfinden, soll im Sommer erfolgen. Die 2016 begonnene Verkehrssicherheits-Kampagne soll im kleineren Rahmen erneut im Herbst durchgeführt werden.

10 Antworten auf „Osnabrück: Radverkehrsprogramm 2018“

> eine Verlagerung der Stellplätze erfolgt Ri. Gehweg

Radverkehrsförderung zu Lasten des Fußverkehrs sollte ein Tabu sein.

was bringen Zwischenlösungen und Perspektive einer richtigen Lösung. Wie sagte eine ex-Chefin von mir gerne: Nichts ist so haltbar wie ein Provisorium.

Wie breit ist ein Radfahrstreifen im „ERA+“-Maß?

Wenn ich das richtig verstehe, werden die Parkplätze nur schmaler. Bei den Fußgängern ragen dann häufig nur Seitenspiegel etwas rein.

Wenn an einigen stellen der Platz von Fußgängern abgezwackt wird, finde ich dies auch nicht als die optimale Lösung. Aber ich würde auch nicht generell davon reden, dass es zu lasten von Fußgängern gehrn muss oder dass man nicht abwägen dürfte. Stillerer Verkehr (sprich weniger Autos) kann auch vorteilhaft für Fußgänger sein. Die breiteren Radwege können die Radfahrer auch von Wohn- und Einkaufsstraßen auf Hauptverkehrsstraßen locken, so dass die insbesondere für Fußgänger geeigneten Straßen etwas weniger Verkehr haben.

Auch wenn die Fußgänger einen 3 Meter breiten Fußgängerweg haben und die Radfahrer einen 80 cm Radweg haben, wäre etwas umverteilung fähr und sinvoll.

Auch unter abwägung weiterer Punkte, kann man Fußgängern in der passenden Gegend auch weniger Platz zusprechen. Wenn nur so sichere Radwege heute und nicht in 5 Jahren möglich sind, empfinde ich 2 Meter für eine Städtische Umgehungsstraße meist als hinnehmbaren kompromiss. Noch besser wäre, wenn man den Platz gleich richtig von Parkpätzen und Fahrbahn abziehen würde.

Bei 2 Metern Gehwegbreite muss man ja noch den Sicherheitsabstand zur Fahrbahn – in der sich i. R. noch Laternen etc. befinden – abziehen. Gleiches gilt bei Radwegen. Da bleiben dann weniger als 2 Meter Gehspur. 3 Meter ist in der Innenstadt eigentlich das Minimum. 50 cm Abstand zur Hauswand – da stehen auch noch Stromkästen etc. und Fahrräder etc. -und zur Fahrbahn bringen 2 Meter Gehspur. Da kann man sich auch mit Einkauftaschen und Kind an der Hand noch halbwegs bequem begegnen.

Die für mich persönlich wichtigste Fragen sind:

1. Wie komme ich mit meinen Kindern halbwegs sicher mit dem Fahrrad von der Miquelstraße in die Fußgängerzone?
2. Wie kommen meine Kinder halbwegs sicher mit dem Fahrrad von der Miquelstraße zur Rosenplatzschule?

Antwort auf beide Fragen ist bislang: „Gar nicht!“ Daran wird sich dann wohl auch 2018 nichts ändern.

Halbwegs sicher ist immer relative. Theoretisch ist radfahren recht sicher und ich fahre mittlerweile regelmäßig auf Straßen, wo ich micht vor 5 Jahren nicht getraut hätte, nur weil ich die Strecke ausprobiert habe. Wobei ich mit Kindern wahrscheinlich auch ein anderes Sicherheitsempfinden hätte.

Von Googelmaps erscheint, zur Rosenplatzschule, die Meller Straße etwas besser. Eventuell erst über die Rosemannstraße? Aber ich schätze Sie haben die Straßen schon ausprobiert und der Eindruck teuscht.

In jedem Fall fiel Erfolg einen sicheren Weg zu finden beziehungsweise dass die Stadt schnell einen bereit stellt.

Nicht nur das, hier führen alle Wege ins Desaster. Jede der zwingend beteiligten Straßen – also Meller oder Iburger Straße, Rosenplatz, Johannisstraße – ist eine Herausforderung.

Wegen zu enger und oft zugeparkter Radwege (Iburger Straße), viel zu enger Schutzstreifen auf zu enger Straße (Meller Straße: So eigentlich nicht zulässig!), wegen eines unverständlichen Abbiegemodells und katastrophaler Ampelschaltung (Rosenplatz) und wegen zu eng zu schnell überholender Busse (Johannisstraße).

Das vermeintlich sicherere (wg. Spielstraße) Teilstück Teutoburger Straße/Deisterweg/Rosemannstraße ist auf Grund von durch die Stadt geduldeten Rasern in der Teutoburger und Osning Straße ebenfalls keine Option.

Das hört sich ja echt übel an. Insbesondere die Spielstraßen. *heul*

Das schlimme an Radschutzstreifen ist, dass diese zum benutzen Nötigen. Auch wenn es für diese keine direkte Benutzungspflicht gibt, sehen Autofahrer oder gar einige Polizisten, einen Radfahrer der neben einem „Radweg“ fährt. Ohne triftigen Grund (parkende Autos, gleich links abbiegen…) verlasse ich diesen eigentlich auch nicht. Der Tipp mittiger auf der Straße fahren und hupen Ignorieren, empfinde besonders bei Radschutzstreifen als schlecht.

Geht uns auch so. Wir fragen uns seit 1994, wie man sicher mit dem Fahrrad durch Lüstringen und die Mindener Str entlang kommt. Antwort ebenfalls: Gar nicht. Seit 24 Jahren wird hier verschlimmbessert. Wir haben nicht mehr die Erwartung, dass sich bis 2032 was tut. Dann werden wir Rentner und müssen nicht mehr pendeln :)

Tja und die angeblich geplante Veloroute Süntel/Bramscher Straße steht wohl auch nicht an. Also auch zukünftig keine sichere Route vom Altstadtbf zum Nettebad. Gut, dass ich hier bald wegziehe und das nicht länger ertragen muss.

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