kurs-fahrradstadtHamburg will Fahrradstadt werden. Das ist ja inzwischen hinreichend bekannt. Für viele ist das aber noch nicht konkret genug und die Umsetzung noch zu schleppend. Radfahrer in Berlin haben für ein ähnliches Ziel einen Volksentscheid gestartet. Kai Ammer aus Hamburg versucht es mit der Kampagne „Kurs Fahrradstadt“ und einer Online-Petition. Warum? Das zeigt ein offener Brief an Bürgermeister Olaf Scholz:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Scholz,
wir freuen uns, dass Hamburg Fahrradstadt werden will. Mit der weiteren Umsetzung dieses zukunftsweisenden Ziels verbinden wir fünf Erwartungen:

  1. Wir erwarten eine inklusive, geschützte Radwege-Infrastruktur nach besten Vorbildern
    In der zukünftigen Fahrradstadt Hamburg sollte niemand vom Radverkehr ausgeschlossen werden. Das heißt für Kinder auch unter 10 Jahren, ungeübte Radler, Vielradler und Senioren ist die Rad-Infrastruktur gleichermaßen attraktiv. Eine solche Infrastruktur sorgt automatisch dafür, dass sich alle Radfahrenden sicher fühlen. Internationale Metropolen machen vor, wie dies gelingen kann.
  2. Wir erwarten, dass Hamburg mit der zukünftigen Fahrradstadt insgesamt lebenswerter wird
    Wir sehen in dem Ziel, Hamburg zur Fahrradstadt zu machen, eine große Chance die Metropole mit einem nachhaltigen Gesamtverkehrskonzept modern, gesünder, klimaschonender und dadurch noch lebenswerter zu machen. Entsprechend erwarten wir von der Politik und Verwaltung lenkende Impulse, mit der die Stadt vom motorisierten Individualverkehr entlastet wird. Eine Fahrradstadt ist auch als Fußgängerstadt zu denken. Maßnahmen zur Steigerung der Aufenthalts- und Lebensqualität sind auch gegen Widerstände umzusetzen.
  3. Wir erwarten, dass die Errichtung der Fahrradstadt ökonomisch nachhaltig erfolgt
    Fahrrad-Infrastruktur, die jetzt angelegt wird, sollte für Jahrzehnte bestehen bleiben können. Bevor Politiker und Planer ans Werk gehen, sollten alle Möglichkeiten ausreichend, unter Einbezug von (wissenschaftlichen) fundierten Erkenntnissen, geprüft und internationale Best-Practice-Lösungen auf Hamburg übertragen werden. Straßen wie einzelne Puzzle-Stücke singulär zu planen, halten wir nicht für zielführend. Vorhandene Potentiale zur Steigerung der Lebensqualität in den Quartieren, wie z.B. die weitere Einrichtung von Fahrrad-, Spiel- oder Einbahnstraßen sowie für den motorisierten Verkehr gesperrte Straßen und Plätze, sollten durch übergreifende Stadtplanungskonzepte konsequent geortet und genutzt werden. Wir sind strikt gegen die Verschwendung von Steuergeldern, halbherzige Maßnahmen sowie rein quantitative statt qualitative Ziele auf dem Weg zur Fahrradstadt.
  4. Wir erwarten, dass die Fahrradstadt Hamburg als Beitrag zum Klimaschutz verstanden wird
    „Our struggle for global sustainability will be won or lost in cities.“ (Ban Ki-Moon, UN-Generalsekretär). Hamburg trägt Verantwortung für die Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland. Die zukünftige Fahrradstadt muss gleichzeitig für Fußgänger und ÖPNV-Nutzer attraktiver werden. Das bedeutet, dass der Straßenraum zugunsten umweltfreundlicher Verkehrsteilnehmer (Umweltverbund) prioritär aufzuteilen ist. Nur durch eine massive Attraktivitätssteigerung der Fahrradweginfrastruktur wird das Ziel, 25% Radverkehrsanteil in den 2020er Jahren, erreicht.
  5. Wir erwarten, dass mit der Fahrradstadt Geschwindigkeitsbegrenzungen mitgedacht werden
    Eine Reduzierung der Verkehrsgeschwindigkeit erhöht nicht nur die Sicherheit von Fahrradfahrenden auf den Straßen und querenden Fußgängern massiv, sondern leistet ebenso einen Beitrag zum Lärmschutz, zur Feinstaubreduzierung sowie zu einem insgesamt ruhigeren Verkehrsfluss. So werden attraktive Rahmenbedingungen geschaffen, die das Ziel der Stadt Hamburg – Fahrradstadt zu sein – unterstreichen und unterstützen.

Hamburg, 19. September 2016

Kai Ammer (Initiator von „KURS FAHRRADSTADT“) sowie Manuela Pagels, Felix Denecke, Peter Gutzeit, Werner Arndt, Helge Marquardt, Andreas Tintemann sowie alle Hamburgerinnen und Hamburger, die diese Forderungen und diesen offenen Brief auf der Website „Change.org“ unterschreiben.

Wer die Gruppe um Kai Ammer unterstützen will, kann hier online unterschreiben. Aktuell sind sie bei 1.274 Unterschriften (Stand: 8. Mai 2017). Da geht also noch was. Auf der Kampagnenseite gibt es darüber hinaus weitere Informationen.