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Das „Mobile Leben“ der Süddeutschen Zeitung

Irgendwann im letzten Jahr war mir mal aufgefallen, dass die Süddeutsche Zeitung am Wochenende, die ich übrigens sehr schätze, in ihrem Teil „Mobiles Leben“ hauptsächlich über Autos berichtet. Das hat mich – unter diesem Titel – bereits damals geärgert. Denn unser mobiles Leben besteht aus so viel mehr als nur dem Auto. Was ist mit den übrigen Verkehrsmitteln? Der Bahn, dem Fahrrad, anderen Spielarten von Mobilität und selbst dem zu Fuß gehen? Rechnet man das alles zusammen, nimmt das Auto im mobilen Leben sicher nur einen kleinen Teil ein.

Also habe ich mir zehn Ausgaben (2. Mai bis 4. Juli) mal etwas genauer angeschaut. Das Ergebnis: 74 Prozent der bedruckten Fläche widmet sich dem Auto. Dahinter folgt Werbung mit 17 Prozent und das Motorrad mit sechs Prozent. Das Fahrrad wurde in dieser Zeit in genau einem Artikel behandelt – macht 2,5 Prozent. Über die Belange von Fußgängern war nichts zu erfahren. (Thematisch habe ich alles in die Kategorien Auto, Motorrad, Fahrrad, Sonstiges und Werbung einsortiert. Technische Dinge wie Apps habe ich dem Verkehrsmittel zugeordnet, für das sie gedacht sind.)

SZ Mobiles Leben

Wie gesagt, ich schätze die SZ sehr, doch hier sollte sie ihren Horizont erweitern und über das mobile Leben so umfassend berichten, wie es in Wirklichkeit ist. Mitunter wirkt „Mobiles Leben“ wie ein Verkaufsprospekt, wenn die neusten Modelle angepriesen werden. Dabei fällt übrigens auf, dass überproportional viel über BMW berichtet wird. Aber das ist sicher nur Zufall und hat nichts mit der Nähe des Konzernstandortes zur Redaktion zu tun. ;-)

Also liebe SZ am Wochenende, modernisiert doch euer „Mobiles Leben“ mal ein bisschen. Genau so, wie die Deutschen langsam auch ihr eigenes mobiles Leben modernisieren. Auto war gestern. Mobil sein ist morgen!

Wie es in anderen Zeitungen aussieht, erfahrt ihr in einer Pressemitteilung der Initiative Clevere Städte, in die auch meine Ergebnisse eingeflossen sind.

4 Antworten auf „Das „Mobile Leben“ der Süddeutschen Zeitung“

Die Antwort zur Inhaltsverteilung findet sich wahrscheinlich in den Firmen, die die 17% Werbung schalten. Aber dass die SZ diverse Beilagen hat, die für die Werbekunden gemacht sind, ist ja leider schon länger bekannt.

War früher schon mal besser – gab (oder gibt?) in MUC ein Verkehrsparlament, das umfassend von der SZ (Mobiles Leben) begleitet wurde. Hängt aber, wie so vieles, an den handelnden Personen…

Ich glaube, dass dies nicht nur die Art der Süddeutschen ist, immerhin geht es um der Deutschen liebstes Kind.
Schaut man sich mal die online Auftritte der überregionalen Zeitungen an, erkennt man, dass Deutschland = Autoland ist und die Medien dementsprechend für jenes die Berichtserstattung machen.
Ich habe mir nicht wie Daniel die Mühe gemacht, die einzelnen Ausgaben durch zu lesen, sondern lediglich geschaut, wie die einzelnen Rubriken genannt werden und mal kurz geöffnet.
Hier eine Übersicht:

Frankfurter Allgemeine: Technik & Motor ⇒ Auto & Verkehr (einzelne Rubrik IAA)http://www.faz.net/aktuell/technik-motor/auto-verkehr/ – Fahrräder kommen vor.

Handelsblatt: Auto http://www.handelsblatt.com/auto/ – kein Kommentar

Neues Deutschland: keine Mobilitäts/Verkehr Rubrik http://www.neues-deutschland.de/ – Sozialisten bewegen sich anscheinend nicht

Die Welt: PS Welt http://www.welt.de/motor/ – Alles mit Motor, Autos, Motorräder, Boote (Flugzeuge fehlen)

Die Welt: Wissen ⇒ Die Welt bewegen ⇒ (nachhaltige) Mobilität http://www.welt.de/themen/nachhaltigkeit-mobilitaet/ a)echt versteckt und b) konnte kein Fahrrad sehen

Spiegel Online: Auto http://www.spiegel.de/auto/ kein Kommentar

Frankfurter Rundschau: mehr ⇒ Auto http://www.fr-online.de/auto/1472790,1472790.html kein Kommentar

TAZ: Öko ⇒ Verkehr http://taz.de/!p4628/ sieht auch stark autozentrisch aus

Die Zeit: mehr ⇒ Mobilität http://www.zeit.de/mobilitaet/index – sieht auch strak autozentrisch aus, haben aber eigenen Fahrrad bezogenen Blog http://blog.zeit.de/fahrrad/

Nicht, dass ich jetzt großartig für die Taz in die Bresche springen will, aber deren Berichterstattung über Mobilität ist breit gefächert und vergleichsweise kritisch. Dass die das Fahrrad nicht als zentrales Thema haben, würden ich denen jetzt nicht direkt verübeln. Dafür gibt es ja Blogs wie diesen hier.
Schaue ich mir allerdings die entsprechenden Seiten auf Spiegel & Co an, dann drängt sich der Gedanke an Geldzahlungen der Autoindustrie auf.

Was mich allerdings viel mehr ärgert, sind meinungsbildende Artikel wie z.B. http://www.tagesspiegel.de/wissen/gesundheitsrisiko-pestizide-glyphosat-wie-gross-ist-die-gefahr/12386100.html,
bei denen z.B. auf eine (!) Quelle kritisch verwiesen wird, um dann eine Harmlosigkeit dieses Zeugs herzuleiten. Ist nur ein Beispiel und hat wenig mit Fahrrad zu tun. Es zeigt aber, wie manipulierend diese überregionalen Medien sein können. Das fängt bei der Themenauswahl an und hört bei solchen meinungsbildenden Artikeln auf.
Ich halte diese Medien – auch die Süddeutsche – darum nicht für besonders vertrauenswürdig.

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