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Überholabstand

Vielleicht einfach noch mal für die Osnabrücker Taxifahrer, von denen mir einige das Leben echt schwer machen (in Berlin ging es mir am vergangenen Wochenende allerdings ähnlich). Gestern war es mal wieder soweit. Ich wünschte, es wäre ein Einzelfall gewesen. Wenn ich mit dem Fahrrad auf einer Straße unterwegs bin, an der es keinen Radweg gibt (für Radfahrstreifen und Schutzstreifen gilt dasselbe) und rechts neben der Straße Autos parken, dann muss ich zu diesen einen Abstand von mindestens 80 Zentimeter (je nach Autotyp bis zu 1,5 Meter) halten. Das steht zwar nicht so konkret in der Straßenverkehrsordnung, aber es gibt Gerichtsurteile (LG Berlin, Az. 24 O 466/95, OLG Karlsruhe, Az. 10 U 283/77), die dem Radfahrer eine Mitschuld geben, wenn er zu dicht an parkenden Autos entlang fährt und von einer geöffneten Autotür getroffen wird. Im Übrigen machen solche Türkollisionen nach einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bericht V9 1994) 46 Prozent aller Unfälle auf der Fahrbahn aus. Das also schon mal zur Erklärung, warum ich nicht zehn Zentimeter neben dem Bordstein fahre.

StVO §5 Abs. 4: (…) Beim Überholen muss ein ausreichender Seitenabstand zu anderen Verkehrsteilnehmern, insbesondere zu den zu Fuß Gehenden und zu den Rad Fahrenden, eingehalten werden. (…)

Wenn ihr Taxifahrer (und für alle anderen Kraftfahrer gilt natürlich dasselbe) mich dann überholen wollt, dann geht das auf einer Straße innerorts in der Regel nur, wenn kein Gegenverkehr kommt. Denn beim Überholen müsst ihr einen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. Das steht zwar ebenfalls nicht so konkret in der Straßenverkehrsordnung, aber auch hier gibt es Gerichtsurteile, die das bestätigen (OLG Hamm, Az. 9 U 66/92).

Die Politik bläst übrigens ins selbe Horn. Dem ADFC hat das Bundesverkehrsministerium mitgeteilt, dass ein Autofahrer, der einen Radfahrer überholt, je nach dessen Fahrweise und seiner eigenen Fahrgeschwindigkeit einen Seitenabstand von mindestens 1,5 bis 2 Meter einhalten muss. Auf den Internetseiten eurer Verbände – Taxiverband Deutschland e.V. und Deutscher Taxi- und Mietwagenverband e.V. – habe ich zu dem Thema leider nichts gefunden. Vielleicht könnten diese das aber mal ändern und euch einen Leitfaden an die Hand geben. Eure Führerscheinprüfungen liegen in den meisten Fällen sicher schon lange zurück. Jeder ist vergesslich. Der eine mehr, der andere weniger.

So sollte es idealerweise eigentlich aussehen... Grafik: ADFC Gießen
So sollte es idealerweise eigentlich aussehen…
Grafik: ADFC Gießen

Wenn also du, lieber Osnabrücker Taxifahrer, mich dann aber trotz Gegenverkehrs und mit Kippe in der Hand überholst und ich deinen Windzug an der linken Hand spüre, dann ist das eindeutig zu wenig Abstand! Wenn ich dich dann an der nächsten Ampel darauf hinweise, dass das sehr gefährlich für mich als Radfahrer ist, dann würde ich mich freuen, wenn du dich vielleicht kurz entschuldigst und versicherst, dass du in Zukunft darauf achtest, den nötigen Abstand einzuhalten. Und dass du zur Not einfach mal 200 Meter lang hinter mir bleibst, bis ein gefahrloses Überholen möglich ist.

Worüber ich mich aber nicht freue ist, dass du mir erwiderst, ich solle mich erst mal an die Verkehrsregeln halten und mir dann trotz zehnmaligem Nachfragen nicht mal sagen kannst, was ich falsch gemacht haben soll. Wenn dann nach der elften Frage endlich ein „Fahr weiter rechts“ raus gedruckst kommt, du aber das Fenster schließt und meine Erklärung dazu nicht hören willst, dann bitte ich dich, diese Erklärung wenigstens hier oben zu lesen. Ich habe mich an die Verkehrsregeln gehalten. Vorbildlich sogar. Aber Autofahrer müssen Überholabstände einhalten! Taxifahrer auch! Für Radfahrer ist das mitunter lebenswichtig!

Also bitte liebe Osnabrücker Taxifahrer, tut nicht so als gehörten euch die Straßen. Ihr müsst sie mit uns Radfahrern teilen. Das müsst ihr aushalten oder den Beruf wechseln. Und achtet auf den Überholabstand!

Und dem Porsche-Fahrer, der danach hinter mir war und leicht wütend wurde, weil ich auf einmal sehr mittig gefahren bin, möchte ich sage: wende dich bitte an den Taxifahrer. Wenn ich in der schmalen Lotter Straße so knapp überholt werde, dann fahre ich danach extra so, dass man mich gar nicht mehr überholen kann. Auch du musst das dann 500 Meter lang aushalten. Und mal ehrlich, so langsam bin ich da nicht unterwegs, als dass du Zeit verlieren würdest. Die nächste Ampel war sowieso rot…

19 Antworten auf „Überholabstand“

Noch Eindrucksvoller würde die Grafik, wenn Ihr auch noch die tatsächliche Breite des Fahrrads (mein Lenker misst 70 cm) dazu addieren würdet und damit ein Gesamtabstand von 3,20 Meter vom parkenden Auto für den überholenden Taxifahere dargestellt wird. Damit wird dann nämlich dem Dümmsten klar, dass man auch zum überholen eines Rades eine zweite Fahrspur benötigt… ;-)

Hallo Daniel,
was Du hier beschreibst, ist leider tägliche Realität nicht nur in Osnabrück. Ich bewundere Deine Geduld, hier gegen Windmühlen anzukämpfen. Ich habe es lange aufgegeben, Autofahrer, in meinem Falle war es auch zweimal ein Busfahrer auf der Möserstr. beim Überqueren des Goetherings, darauf hinzuweisen. Spätestens nachdem einmal eine junge, männliche, gehirnentkernte Biomasse mit Oberarmen so dick wie meine Oberschenkel mir:“ I’schlag Disch tot Du Sau“ hinterherbrüllte, habe ich davon abgesehen.
Das wäre doch eine schöne Aufgabe für den ADFC, an Verkehrsbetriebe, Taxibetriebe, Logistikunternehmen heranzutreten und da bei der Aufklärung des Bodenpersonals mitzuhelfen. Dann tun die auch mal ‚was Sinnvolles.

Ach ja, die Lotter Str. ist wirklich sehr gefährlich, zumal als Zubringer zum Umland viel zu eng und mit viel zu vielen Blingblingpanzern des vorstädtischen Kleinbürgertums mit viel zu hoher Geschwindigkeit befahren. Ich weiche eigentlich immer auf die Katharinenstr. aus. Das ist wirklich stressfreier.
jm2c
Bodo
Bodo

Wenn ich nicht allzu schnell mit zu geringem Abstand überholt werde, was mir auf der Lerchenstraße regelmäßig widerfährt, schlage ich auch mal ganz gerne mit der Faust aufs Autodach. Ist mir bisher leider erst zwei Mal gelungen, aber ich fühlte mich danach immer unheimlich erleichtert und die Autofahrer waren auch erstmal wieder wach.

machte ich auch gerne: vor nem jahr dann mal in nen pistolenlauf geguckt – schnell wieder abgewöhnt. das statussymbol/ heiligtum anpacken kann echt schnell sehr harte reaktionen hervorrufen…

Ist mir gestern genauso passiert, ein Auto überholt viel zu dicht, ein zweites wartet erst und überholt dann noch enger, mit vielleicht nur noch 40 cm Abstand. An der nächsten roten Ampel meinten sie (Zivilstreife der Polizei) dann aufgrund meines Protestes, ich solle weiter rechts fahren (im Türbereich der parkenden Autos).

Lieber Daniel,
ich habe die ganze Zeit beim Lesen an die Lotter Strasse gedacht, bis der Name dann auch gefallen ist… Ja, ich kenne die Situation auch nur zu gut.
Ich reagiere mich auch schon mal ab (schreien, klingeln hört eh keiner…), habe dann aber schon mal einen ziemlich wütenden Autofahrer (üb)erlebt…
Leider hat man selten die Chance überhaupt etwas zu erklären…
LG joos

Tjoa, bei uneinsichtigen (und ich versuche es immer erst einmal freundlich) Fahrern lohnen sich zweierlei: darauf hinweisen, dass so ein Verhalten dazu führen kann, dass Lackschäden entstehen (gibt ja *andere* Radfahrer, die das nicht so locker sehen) oder die hintere Beifahrertür öffnen. Beides führt bestimmt zu keiner angenehmen Gesprächsgrundlage, bleibt aber vielleicht im Gedächtnis. Das ist halt ein bisschen wie Popo versohlen.

Hallo, Daniel,
Ich habe gerade über einen Tweet von deinerWebsite erfahren und finde vor allem die Buchtipps spitze. Der Artikel über mngelnden Abstand ist allerdings für mich etwas schwer zu verstehen. Ich erlebe ca. alle 20-30km eine Situation, die eher an ein Nahtoderlebnis erinnert. Ich lebe auf dem Land und in einer Ferienregion, die von den Motorradkaspern als Mekka ausgelobt wurde. Von denen hält nur jeder 50. Einen SIcherheitsabstand ein. Sie wollen einen wohl beeindrucken mit der immensen Kraft ihrer Maschinen, und wenn man sie bergrunter auf kurvigen Strecken überholt, weil ich die Kurven kenne, zicken die total rum. Autos sind kaum weniger schlimm, die jungen Typen haben hier halt nichts anderes als Alkohol und Autos, leider auch manchmal in der tragischen KOmbination. Radwege sind hier völlig tabu, weil man dann seinen Ruf als fahrradfeindlichste Stadt auf der nördlichen Halbkugel verlieren könnte und die fettwanstigen Bürgermeister lieber mit den dickärschigen Landräten Schweinshaxe f….. Sorry.

Selbst in einer sogenannten Fahrradfreundlichen Stadt wie Karlsruhe ist das Problem groß und nicht nur mit Taxifahrern.
In einem Fall habe ich sogar mal mit der Polizei gesprochen – die meinten, dass man da wenig machen könne und ich solle doch lieber auf dem Fußweg fahren.
In einem anderen Fall hat mich eine Straßenbahn mit Abstand kleiner 30 cm überholt, wo ich durch in zweiter Reihe parkende Autos nahe an den Gleisen fahren musste.

Hinweis: Ein Meter Abstand zu rechts stehenden Autos reicht nicht!

Hier mal ein paar Türbreiten:

Audi A8: 1.2 m
Smart: 1.3 m
BMW 6: 1.4 m

Unter 1.5 m Abstand ist also auf jeden Fall gefährlich!

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