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Was uns die Disziplinlosigkeit von Autofahrern kostet

Nachdem die Stadt Osnabrück den aktuellen Planungsstand zum ersten Radschnellweg der Region vorgestellt hatte, wurde sich über die Kosten von 7,5 Mio. Euro fleißig echauffiert. Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, kosten neue Straßen und Autobahnen doch weitaus mehr pro Kilometer. Nur ein kurzer Vergleich: die 6,3 Kilometer Radschnellweg sollen 7,5 Millionen Euro kosten. Die 9,4 Kilometer Autobahn (A33-Nord) in direkter Nähe zum Radschnellweg werden insgesamt über 145 Millionen Euro kosten. Das scheint kein Problem zu sein.

Genauso wenig, wie die Kosten für den alltäglichen Straßenbau, die für dieselben Leute, die über den Radschnellweg meckern, ganz natürlich scheinen. Dass die Infrastruktur für das Auto ungleich mehr Summen verschlingt, wie die für das Fahrrad, soll hier aber gar nicht das eigentliche Thema sein. (Auch nicht die Folgekosten, die aus Umweltverschmutzung und Unfällen resultieren.) Mir sind in letzter Zeit viel mehr kleine Dinge aufgefallen, für die der Steuerzahler aufkommen muss, die er aber erst mal gar nicht so wahrnimmt. Eine kleine Auswahl.

Alle müssen zahlen, weil wenige sich nicht an Regeln halten.

Es geht schon mit einfacher Farbe los. Die ersten Piktogramme auf dem neuen Radfahrstreifen an der Hannoverschen Straße waren schnell zugeparkt, sodass sie für andere nicht mehr sichtbar waren. Ist ja auch so praktisch breit der Streifen. Also wird die Anzahl jetzt verdoppelt – in der Hoffnung, dass es Versehen waren und keine Ignoranz. Die Lotter Straße wird in einem Pilotprojekt ebenfalls mit Fahrradpiktogrammen versehen – um Autofahrern überhaupt erst mal zu signalisieren, dass Radfahrer dort sehr wohl fahren dürfen. Wieso glauben manche Autofahrer eigentlich immer noch, dass Radfahrer auf der Fahrbahn nicht fahren dürfen und beim Fehlen eines Radweges auf dem Gehweg fahren müssen (ist mir selbst passiert)? Gerade bei diesem Beispiel bleibt es nicht bei der Farbe. Die Verwaltung beschäftigt sich seit geraumer Zeit damit, was durchaus Kapazitäten bindet.

Zweites Beispiel Berliner Kissen: Würden sich Autofahrer an Tempo 30 halten, reichte ein günstiges Schild. Da das aber zu oft nicht der Fall ist, muss die Straße baulich so verändert werden, dass der Autofahrer gezwungen wird, die Geschwindigkeit zu drosseln. Die Kosten sind ungleich höher als bei einem schlichten Verkehrsschild. Hier zwei ältere Beispiele aus dem Osnabrücker Stadtteil Wüste und ein aktuelles (rechts) aus der Weststadt.

Oder nehmen wir Begrenzungspfosten gegen Falschparker. Die Straßenverkehrsordnung regelt recht eindeutig, wo geparkt werden darf. Auf Rad- und Gehwegen ist das nicht der Fall. Ein Hochbord zeigt das deutlich an. Trotzdem stellen sich Autofahrer täglich hunderttausendfach auf Rad- und Gehwege. An besonders neuralgischen Punkten rüsten Städte dann nach. Hochborde werden um Pfosten und Geländer ergänzt. Wieder eine bauliche Maßnahme, die Autofahrer mit Nachdruck an die Regeln erinnert. Als ich Fotos für diesen Beitrag gemacht habe, ist mir erst richtig aufgefallen, dass die Stadt mit solchen Pfosten geflutet ist. Und wo sie nicht stehen, findet sich dann auch prompt ein Falschparker…

Mehr Poller gehen nicht...
Mehr Poller gehen nicht…

Dazu zählt auch dieses Beispiel aus der Katharinenstraße – Osnabrücks beliebteste Fahrradstraße. Vorgegebene Fahrtrichtungen für Autos (Einbahnstraße) sind hier rechts oder geradeaus. Das Beet links wurde extra weit (und mit Bordstein) in die Querstraße hineingezogen. Hilft nur nicht, wenn man den Bewuchs sieht. Also wurde zunächst der weiße flexible Poller aufgestellt. Viele Autofahrer manövrieren trotzdem noch herum und einer ist sogar mit dem Reifen der Länge nach drüber. Das Profil ist noch zu erkennen. Ergänzt wurde also erstmal ein Holzpoller daneben…

Nächstes Beispiel: Durchfahrt verboten. Ein Schild bringt heute eigentlich gar nichts mehr. Es wird schlicht ignoriert. Die Stadt musste am Buremkamp daher eine Barriere aufstellen. Die ließ sich aber noch zur Seite schieben. Also musste wieder nachgelegt werden. Jetzt trennen einbetonierte Pfosten den Brinkhofweg vom Burenkamp. Auch das vom Steuerzahler bezahlt, weil Autofahrer die günstigere Variante einfach abgeräumt hatten.

Es gibt weitere Beispiele wie Verkehrsinseln zur künstlichen Verengung oder Rüttelstreifen gegen Motorradraser. Das sind für sich genommen meist keine großen Ausgaben. Aber die Vielzahl solcher Maßnahmen bringt es dann doch auf einen nennenswerten Betrag. Und es sind dazu eigentlich unnötige Investitionen, die mit Steuergeldern von uns allen finanziert werden. Und es sind die versteckten Kosten, die das Autofahren (für die Gesellschaft) eben doch deutlich teurer machen, als man denkt. Wer also mal wieder über die Kosten eines Radschnellweges meckert, sollte einfach kurz vor die Tür gehen und sich umschauen. Die nächste von uns allen bezahlte Autofahrerdisziplinierungsmaßnahme ist nicht weit…

Update

Am Kamp mussten zwei reflektierende Stangen installiert werden, weil Autofahrer nicht hinter haltenden Bussenwarten wollten und regelmäßig über Mittelinsel und Gegenfahrbahn beschleunigt haben. Rund 170 Euro hat das gekostet. Das ist nicht die Welt. Aber wie gesagt, es summiert sich und wäre eigentlich nicht nötig.

Update

8.000 Euro Steuergeld für Steinquader und Poller an der Stadthalle, damit kein Auto mehr auf den Vorplatz fahren kann. Und die Kosten für den Einbau kommen noch oben drauf…

Update

Bezüglich der Berliner Kissen habe ich noch mal bei der Stadt nachgefragt. Im Bereich Westerberg, genauer auf der Albrecht- und Caprivistraße sowie auf der Mozartstr. und einem Teilbereich des Lieneschwegs, wurden in den Sommerferien insgesamt rund 50 Kissen installiert, damit Tempo 30 endlich eingehalten wird. Kosten: 110.000 Euro.

Ein kurzes Update zum Update: Nachdem die Berliner Kissen aufgebracht wurden, sind Autofahrer mit den rechten Reifen auf Rad- und Gehwege ausgewichen. An einer Einfahrt hoch, um die Kissen herum und an der nächsten Ausfahrt wieder runter. Für 4.000 Euro hat die Stadt nun also an allen Berliner Kissen Holz- bzw. Metallpoller errichtet, damit das nicht mehr passiert. Neben den Kosten stellen diese an manchen Stellen nun auch noch ein unnötiges Hindernis für Radfahrer dar.

Update

Am Natruper Holz sind Autofahrer entgegenkommenden Autos so lange über den Hochbordradweg ausgewichen, dass dieser nun deutliche Schäden aufweist. Nun wurden laut Stadtsprecher vorrübergehend Baken aufgestellt, um herauszufinden, „ob die verkehrswidrige Nutzung des Fahrradweges mit Kraftfahrzeugen durch wiederkehrende Hindernisse unterbunden werden kann, ohne dass dadurch andere Gefahren oder Behinderungen entstehen. Sollte sich der Test als zielführend erweisen, werden die Baken in absehbarer Zeit durch feste Hindernisse ersetzt.“

Die Antwort kann man natürlich vorwegnehmen: Natürlich werden da jetzt mit Baken keine Autos mehr über den Radweg fahren. Allerdings wird dieser ohnehin schon schmale Radweg durch die Baken nun noch schmaler, was zu Konflikten mit Fußgängern führen könnte. Eine Kostenschätzung für die Sanierung des Radweges und das Aufstellen fester Hindernisse liegt noch nicht vor.

Fotos: dd

Update






Update

Und noch mal 250 Euro, weil Autofahrer einen Grünstreifen am Radschnellweg bis zur Unkenntlichkeit zerparkt haben (und dabei regelmäßig den Radschnellweg frequentiert haben). Hätte ich mehr Zeit, würde ich mal ein Poller-Kataster für Osnabrück erstellen. Da kämen bestimmt erschreckende Zahlen bei raus…



Update

26 Antworten auf „Was uns die Disziplinlosigkeit von Autofahrern kostet“

Meines Wissens nach werden diese Baumaßnahmen aus den Einnahmen der KFZ Steuer und Mineralölsteuer finanziert. Unter anderem für soetwas wird sie erhoben.

Was für ein unüberlegter Kommentar, Herr Ich. Die Steuern sollen eigentlich wohl der Fahrbahnausbesserung der Schäden durch die Nutzung der Fahrbahnen dienen. Klar gibt es auch noch eine Menge andere Möglichkeiten, dass Geld zu verprassen. Aber das Fehlverhalten von Autofahrern und die dadurch nachweislich verursachten Kosten damit zu verteidigen, ist schon etwas weit verfehlt, oder?
Das Geld sollte vielmehr dringenst in die „zügige“ Instandhaltung der Strassen investiert werden. Wie so etwas nicht sein sollte, zeigt ja gerade in den letzten Jahren Osnabrück.

Vor unserer Haustür, Moorlandstr., hatten wir jetzt insgesamt 3 Jahre Baustelle. Nur um jetzt eine schlecht geteerte Strasse vorzufinden. Da wurde definitiv gespart. Von den Gehwegen ganz zu schweigen.

So in ähnlich geht auch die Argumentation von Hunde“besitzern“.
Ich zahl doch Hundesteuer, also warum soll ich die Kacke wegmachen?

Wie weit Sozialdarwinismus unter der bürgerkäfigbewegenden Bevölkerung schon fortgeschritten ist, zeigte der heutige Tag in der Innenstadt wieder auf: Dutzende gehirnamputierte Vollspacken mit tiefergelegten Poser und Ludenschlitten mit ausgeräumtem Auspuff, die Innenstadtstraßen als Dragstrip für ihr hohlbirniges Balzgehabe mißbrauchend.
Gehts eigentlich noch?!?

Zu den primären Kosten kommt noch hinzu, dass die Wege dadurch auch für Rettungsdienste unpassierbar sind. Selbst wenn es Lösungen gibt mit Schlüsseln etc., das kostet immer Zeit, die hinterher vielleicht fehlt.

Mal abgesehen davon, dass das ganze nicht nur Unmengen Planungskapazitäten bindet und auch Geld kostet, zeigt das doch alles mal wieder, wie diese ganzen Regelverstöße bei Autos als „normal“ akzeptiert werden. Aber wehe ein Radfahrer macht mal falsch oder verletzt eine (eingebildete) Regel, dann werden die Leute gleich hysterisch :/

Dazu habe ich vor kurzem ein passendes Erlebnis gehabt: ich werde von einem Rechtsabbiegenden Auto übersehen und es kommt fast zur Kollision. Dadurch, dass ich rechtzeitig bremse und auf den Gehweg ausweiche kann ich es verhindern. Da ich mit Rennrad und Klickpedalen unterwegs bin, fahre ich Kopfschüttelnd und mich sammelnd gegen die Fahrtrichtung den Radweg zurück um eine Stelle zum Wenden zu finden. (Rennräder sind durchaus auch mal behäbig). Sofort weist mich eine Passantin, die das Ganze gesehen hat mit den Worten auf meinen Fehler hin: „Aber jetzt verkehrt rum den Radweg lang zu fahren, ist ja wohl AUCH nicht richtig!“.
Wow. Natürlich hat sie recht, aber es hat mich einfach völlig ohne Worte gelassen, das sofort mit dem Autofahrer sympathisiert wird und ein kleiner Fehler genutzt wird um den Radfahrer wieder als den Buhmann hinzustellen. :(

So, und dazu kommt noch der Großteil der Radverkehrsinfrastruktur, die als Relikt von vor 1997/Fahrradnovelle weiter besteht und deren Benutzungspflicht weiterhin mit Zähnen und Klauen verteidigt wird.
Mit etwas mehr Disziplin beim Umgang mit langsameren Fahrzeugen auf der Fahrbahn, z.B. etwas Geduld bis eine sichere Überholmöglichkeit besteht und ein tatsächlich angemessener Abstand beim Überholen möglich ist, wäre das in den meisten Fällen überhaupt kein Thema.

Es ist also was bei der Erziehung schiefgegangen und jetzt hilft nur noch Beton, weil Ermahnen und Erinnern nicht mehr ernst genommen wird und spürbare Konsequenzen bei Verstößen dauerhaft ausbleiben.
Und das ist dann ein „Verkehrskonzept“.

Warum wird das Problem eigentlich nicht so gelöst: Die Kommunen stellen Personal ein, dass die Einhaltung der Regeln kontrolliert und die, die sich nicht dran halten, abkassiert. Wenn man die Strafgebühren noch erhöht, ergibt sich eine doppelte (finanziell betrachtet), eigentlich sogar drei- bis vierfache Win-Situation: Statt Geld für zusätzliche bauliche Regelerzwinger auszugeben, wird über die Strafgebühren was eingenommen; die Falschparker, Raser, Nicht-Regelbefolgter werden in ihre Schranken gewiesen und die Stadt bleibt von unnötigen Baumaßnahmen und Hindernissen verschont?
In der Schweiz kostet Nicht-innerhalb-der-Markierung-Parken 1.250 Franken! Und das wird auch gnadenlos kontrolliert und sanktioniert. Es geht also, wenn der Wille da ist.

Bei den mickrigen Bußgeldern ist da kein Überschuss drin, sonst würden das klamme Kommunen doch intensiv nutzen als Finanzierungsinstrument.

Hi. Ich gebe Dir grundsätzlich recht bei diesem Thema. Die Steinquader zur Begrenzung von öffentlichen Plätzen werden in letzter Zeit allerdings oft mit Terrorabwehr begründet.So habe ich das zumindest in Kopenhagen erlebt. Das ist natürlich traurig, aber grundsätzlich finde ich eine solche Vorsichtsmaßnahme im Moment nicht verkehrt.

Ist hier aber definitiv nicht der Fall. Die hier schützen vor Kratzern und Beulen, aber nicht vor „Vollgas ohne Rücksicht auf Verluste“. Ansonsten wäre es natürlich was anderes.

Das Thema wäre fast schon ein eigenes Blog wert. Seither schau ich auch genauer hin und sehe was da verbaut wird um Menschen zu schützen weil manche die Stadt nutzen als dürften sie einfach überall fahren. Da werden sogar Betonklötze zur Seite geschoben, damit das Auto durchpasst.

Noch ein – tragischeres – Beispiel, das aber durchaus in die Kategorie „Disziplinlosigkeit von Autofahrern“ passen dürfte:

Unweit meines Wohnortes gibt es an einem Wirtschaftsweg einen Bahnübergang. Dieser Wirtschaftsweg wird hauptsächlich von Radfahrern, Fußgängern, landwirtschaftlichem Verkehr und von Anliegern der Kleingärten genutzt. Das KFZ-Aufkommen auf diesem Weg ist also äußerst überschaubar. Der Bahnübergang war bis zum Mai diesen Jahres unbeschrankt, aber mit einem Blinklicht und, soweit ich mich erinnern kann, auch durch akustische Signale gesichert. Die Bahnlinie ist durch Pendler-Regionalzüge insbesondere morgens und abends zu Berufsverkehrszeiten ziemlich frequentiert.

Am Morgen des 24. Mai 2017 ereignete sich ein Unfall zwischen einem Regionalzug und einem KFZ, das sich auf dem Bahnübergang befand. Der Pkw wurde auf die angrenzende Wiese geschleudert. Der Fahrer des Pkw wurde dabei schwer verletzt und zwei der vier Hunde, die sich ebenfalls im Fahrzeug befanden, getötet.
Innerhalb kürzester Zeit wurde der Bahnübergang daraufhin mit einer Schranke und einer Ampel gesichert. Über Monate stand dort wahrscheinlich rund um die Uhr, zumindest aber von frühmorgens bis spät in die Nacht, ein Posten mit Pkw neben der Schranke, um die ordnungsgemäße Funktion der Schranke abzusichern. Es gab beim Betrieb der Schranke wohl einige technische Probleme. Irgendwann war der Posten dann für einige Zeit verschwunden, seit kurzem steht er aber wieder dort. Immerhin hat er jetzt einen Bauwagen zur Verfügung bekommen und muss nicht die ganze Zeit im Auto sitzen.
Heute Abend bin ich wieder diesen Wirtschaftsweg mit dem Fahrrad entlanggefahren. Die Schranke war unten, die Ampel stand auf Rot. Ich warte und warte, kein Zug in Sicht. Irgendwann hat mich der Bahnmitarbeiter im Bauwagen bemerkt und kam raus, um die Schranke manuell zu öffnen. Ich habe ihn darauf angesprochen, dass die Probleme mit der Schranke ja nun schon ziemlich lange andauern. Er hat mir daraufhin gesagt, dass das noch längst nicht vorbei sei – aufgrund einer neuen Vorschrift müsse der Weg nun verbreitert und die Schranke neu gebaut werden, da laut dieser neuen Vorschrift der Bahnübergang so breit sein müsse, dass zwei Autos aneinander vorbeifahren können. Die Bauzeit würde voraussichtlich bis Mai 2018 dauern.

Gut, es war ein tragischer Unfall. Niemand, egal ob Autofahrer oder Radfahrer, wird von sich behaupten können, dass ihm im Straßenverkehr garantiert kein folgenschwerer Fehler passieren kann. Allerdings stellt sich dennoch die Frage, wie es zu diesem Unfall kommen konnte. Das Blinklicht hat wohl funktioniert. Hat der Fahrer sich vielleicht gedacht: „Da komme ich schon noch drüber!“? Ehrlich gesagt verwundert es mich schon, wie man an diesem Bahnübergang sowohl das Blinklicht als auch den Zug übersehen kann. An dieser Stelle begegnet man selten anderen Verkehrsteilnehmern, es gibt keine Straßeneinmündungen etc., also keine Verkehrssituationen, bei denen man besonders abgelenkt sein könnte.

Mir ist natürlich klar, dass die Bahn zum Schutz des Zugverkehrs und der Verkehrsteilnehmer auf dem Wirtschaftsweg gar nicht anders kann, als die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen. Mich würde allerdings interessieren, ob diese Vorschrift, die der Bahnmitarbeiter erwähnt hat (ich gehe davon aus, dass es diese Vorschrift auch tatsächlich so gibt), auch dann umgesetzt worden wäre, wenn sich der Unfall nicht ereignet hätte.Vermutlich muss jetzt allein aufgrund der Unachtsamkeit eines einzelnen Autofahrers der Bahnübergang zu nicht gerade geringen Kosten verbreitert werden, von den bisherigen Kosten für die Schranke und den Personalkosten zur Überwachung des Bahnübergangs ganz zu schweigen.

Auch frage ich mich, ob ebenfalls so ein Aufwand betrieben worden wäre, wäre anstelle des Autofahrers ein Fußgänger oder Radfahrer auf gleiche Art und Weise verunglückt. Wäre in diesem Fall ebenfalls in Rekordzeit eine Schranke mit Sicherungsposten errichtet worden, weil man erkannt hätte, dass so ein Unfall mit einem größeren Hindernis ja auch gravierende Auswirkungen auf die Sicherheit im Bahnverkehr haben könnte? Ich möchte das jedenfalls bezweifeln.

Ob dieses Beispiel nun tatsächlich in die Kategorie „Disziplinlosigkeit von Autofahrern und daraus resultierende Kosten“ passt, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen, da ich nicht weiß, ob der Autofahrer das Blinklicht am Bahnübergang nicht wahrgenommen hat oder ob er sich tatsächlich gedacht hat: „Da komme ich schon noch drüber.“. Fakt ist aber, dass diese Kosten die Allgemeinheit (Steuerzahler, Bahnkunden) tragen müssen. Und das für einen Wirtschaftsweg, bei dem man das tägliche KFZ-Aufkommen wohl an zehn Fingern abzählen kann.

Hier in Münster läuft das auch so mit den Pollern. Allerdings nehmen wir Radfahrer sie gerne zum Anlehnen unserer Leeze und pflastern die Gehwege mit abgestellten Leezen zu. Auch nicht die feine Art, aber praktikabel. Fußgänger fluchen, Autofahrer parken wie wir Radler teils wild und wir dabei sehr wild ;-). Die Stadt räumt ab und zu Räder als auch Autos ab. Klappt gut. Wobei: Radler oft genauso schlimm sind, wie Autofahrer.
Sacht einer, der sowohl als auch fährt und sogar läuft.

Leider sind Poller für KFZ immer aus fehlerverzeihendem Kunststoff und für Radfahrer aus Stahl und Betond. Da bleibt man leicht mit einer Pedale, dem Kinderwagen, dem Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagenrad hängen und es kommt zu gefährlichen Stürzen.

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