Natürlich bin ich immer gespannt, wie es um den Radverkehr in anderen Städten steht, wenn ich selber mit dem Fahrrad dort bin. In Rostock hatte ich knapp zwei Tage, um mir ein Bild zu machen. Das ist natürlich viel zu wenig, um sich richtig umzuschauen. Aber für einen ersten Eindruck reicht auch diese kurze Zeit.

Man erkennt zum Beispiel, ob die jeweilige Stadt überhaupt ernsthaft an den Radverkehr denkt. Das erkennt man oft an kleinen Details, die nicht zwingend notwendig sind, dem Radfahrer das Leben aber ein wenig einfacher oder auch bequemer machen. In Rostock sind mir sofort Haltebügel an Ampeln aufgefallen. Die muss man nicht anbieten. Man kann es aber. Und Rostock tut es. Seit kurzem, wie ich vermute. Denn die Einpflasterung sah noch recht frisch aus.

Ich halte diese Haltebügel für eine einfache, günstige, aber durchaus lohnenswerte Investition. Es macht das Radfahren, bzw. das Halten an Ampeln einfach bequemer. Und ist ein kleiner Mosaikstein auf dem Weg zur Fahrradstadt.

Ein weiteres Detail sind die Fahrradständer, die von der Silhouette eines Autos flankiert werden. Hier wurde ein PKW-Stellplatz entfernt und fünf Fahrradbügel installiert. Ein deutliches Zeichen, dass man auf das Fahrrad als Verkehrsmittel setzt.

Rostock Fahrradbügel

Eine ähnliche aber meiner Meinung nach noch viel wirksamere Einrichtung sind Radverkehrszählstellen oder auch Fahrradbarometer. Und davon gibt es in Rostock mehrere. Uns ist gleich auf den ersten Metern eine aufgefallen, die den Radverkehr auf dem Radfernweg Berlin – Kopenhagen zählt. Diese Säulen mit Live-Digitalanzeige haben eine größere Wirkung, als man denkt. Und ich wage mal zu behaupten, dass sie Menschen anspornen, mit dem Fahrrad zu fahren, um die Zahl noch ein bisschen weiter hochzuschrauben.

Fahrradbarometer am Radfernweg Berlin - Kopenhagen. Leider kann man die Digitalanzeige auf Fotos nicht erkennen...

Fahrradbarometer am Radfernweg Berlin – Kopenhagen. Leider kann man die Digitalanzeige auf Fotos nicht erkennen…

Insgesamt gibt es in Rostock acht dieser Fahrradbarometer. Aber nicht alle haben eine Anzeige. Und daran sieht man, dass es Rostock wirklich ernst ist mit dem Radverkehr. Die Zählstellen sind nicht nur Anreiz für den Bürger, sondern auch wichtige Informationsquelle für die Stadt. (Im Internet kann aber auch die Daten jeder anderen Zählstelle erfahren.)

Eine weitere Sache, die ich mir unbedingt anschauen wollte, war der Verkehrsgarten in den Barnstorfer Anlagen, von dem ich zufällig mal im Internet gelesen hatte. Hier können Kinder auf einem kleinen Parcours mit Verkehrsschildern das Radfahren üben. Den gibt es zwar schon seit 1957, aber immerhin hat er die Zeiten überstanden. Noch heute lernen alle Viertklässler aus Rostocker Schulen hier das verkehrssichere Fahrradfahren. Eine wirklich gute Sache!

Das waren also meine ersten kurzen Eindrücke aus Rostock. Natürlich ist auch hier nicht alles rosig in Sachen Radverkehr. Es gibt auch schlimme Ecken und Strecken. Aber die gibt es überall. Ich habe mich lieber auf die positiven Details konzentriert. Und dass man die überhaupt findet, ist Rostock ja schon mal anzurechnen. Da können sich andere Städte ein Beispiel dran nehmen. Haltebügel an Ampeln würde ich in Osnabrück gerne sehen. Und vor allem nutzen.

Auch ferngesteuerte Poller sind eine gute Sache, um unerwünschten motorisierten Verkehr aus kleinen Innenstadtstraßen fernzuhalten. Gesehen in der Doberaner Straße. Das macht das Radfahren und vor allem Flanieren wesentlich angenehmer. Gefällt mir!

Rostock Poller

Mein Fazit: Rostock scheint was vor zu haben. Die Ansätze gefallen mir. Weiter so!

Fotos: dd