Habt ihr euch eigentlich schon mal genauer mit dem Thema Alleen beschäftigt? Ich auch nicht. Bis ich es beruflich musste. Und nun bin ich einer der ersten offiziellen Allee-Paten in Niedersachsen. Der Niedersächsische Heimatbund e.V. kartiert gerade alle noch erhaltenen Alleen in Niedersachsen und sucht gleichzeitig Paten, die ein Auge auf die entsprechende Allee werfen und sich für deren Erhalt einsetzen. Denn viel zu oft werden Allee-Bäume still und heimlich gefällt und nicht wieder nachgepflanzt, weil ein freier Seitenstreifen immer noch zumutbarer ist als eine Geschwindigkeitsbegrenzung, die für den deutschen Autonormalverbraucher selbst zur eigenen Sicherheit noch einen nicht hinnehmbaren Freiheitsentzug darstellt.
In der Regel verbindet man Alleen also mit Landstraßen, Autounfällen und Abholzung „aus Sicherheitsgründen“. Es gibt aber auch ein Verkehrsmittel, das sich hervorragend mit dem Kulturgut verträgt: das Fahrrad. Die klassischen Probleme, die Autofahrer mit Bäumen am Straßenrand haben, gibt es beim Radverkehr nämlich nicht. Kein Baum muss gefällt werden, weil die Gefahr besteht, dass Radfahrer an ihm verunglücken. Und kein Baum muss gefällt werden, damit Radfahrer schneller fahren können. Der Radverkehr trägt also zum Erhalt des Kulturguts Alleen – das sogar eine eigene Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag hat – bei.
Es gibt ein Verkehrsmittel, das sich hervorragend mit dem Kulturgut Alleen verträgt: das Fahrrad.
Das beste Beispiel für das Zusammenspiel von Radverkehr und straßenbegleitenden Bäumen in Osnabrück habe ich mir für meine Patenschaft ausgesucht: Die Allee am Radschnellweg an der Schlachthofstraße. Hier säumen immerhin auf einer Länge von 800 Metern Kastanien und Linden den Weg. Das sieht nicht nur super aus, sondern spendet in den zunehmend heißer werdenden Sommermonaten auch angenehm Schatten.
Wer auch Allee-Pate werden oder zumindest eine noch nicht kartierte Allee melden möchte, findet hier beim Niedersächsischen Heimatbund weitere Infos und eine Übersichtskarte.
Fotos: dd
6 Antworten auf „Schützt unsere Alleen!“
Irgendwo habe ich auch eine Video gesehen, dass Straßen, bei denen aus sicherheitsgründen ohne Bäume angelegt werden, weniger sicher sind. In Amerika werden/wurden viele Straße auf nummer sicher angelegt. Extra keine Bäume neben der Straße. Wohl sowohl wegen der Sichtbehinderung, als auch, damit von der Straße abkommende Autos nicht gegen diese prallen können. Mehrere unübersichtlichere Straßen, mit schönen Grün neben der Straße, haben sich aber als statistisch sicherer herausgestellt. Die Leute fahren langsamer, was die Sicherheit mehr erhöht, als übersichtliche Straßen, die einem nahe legen, man könnte etwas schneller fahren.
Ich liebe es auch, wenn ehemalige Bahntrassen links und rechts mit Gestrüp ausgestettet ist. So macht Gegenwind auch kein relevantes Problem mehr. Viel erfolg also beim erhalten der Grünen Wege.
„Aus Sicherheitsgründen …“ Mir ist es lieber, daß sich verantwortungslose Kraftfahrer um einen Alleebaum wickeln, anstatt daß sie mit Weichzielen kollidieren. Alles eine Frage der Sichtweise.
Alleebäume filtern nicht nur Schadstoffe aus der Luft, sondern auch Problemfahrer aus dem Verkehr. Wir brauchen mehr Alleen.
Läuft das dann unter natürlicher Auslese? Mit tun dann nur immer die armen Bäume leid.
Das Argument mit der Sicherheit erinnert mich an etwas ähnliches. Erst wurde manche Kreuzung zum Kreisverkehr umbebaut, dann kam auf die Insel in der Mitte ein Kunstwerk drauf, und nach einem Jahr wurde es wieder demontiert. Begründung: Sicherheit. Es gab wohl zu viele Unfälle, weil irgendwelche Idioten statt im Kreis zu fahren den direkten Weg genommen haben. Dabei wurde nicht nur die Kunst beschädigt, sondern auch die Fahrer. Also musste die Kunst in der Mitte wieder weg, damit der Weg frei ist. Alles was recht ist, aber wer zu doof zum Autofahren ist soll es bleiben lassen. Solche Menschen haben hinter dem Steuer eines Autos nichts, aber auch rein gar nichts verloren.
Muss ich den Kommentar löschen? Nicht sehr menschenfreundlich. Bisschen weniger drastisch bitte.
@Thomas Bliesener: Es können auch unverschuldete falsch ausweichen. In Berlin gab es vor kurzem den Unfall mit der Herzattacke. Auch könnte ein Autofahrer einer Katze, Ball, Betrunkenen oder anderem ausweichen. Den Gedankengang der Amerikaner kann ich verstehen, dass es sicherer erscheint. Aber wie ich auch schrieb, ist die Praxis eine andere.
@Uli: Bei einigen Kreisverkehren haben glaube ich die Kunstwerke auf den Kreiseln abgelenkt und daher Unfälle verursacht. Gegen eine unscheinbare Gestaltung mit schlichten 50 cm hohe Betonwand, Blumen oder Hügel sollte nichts sprechen.
@Daniel: Meinst du Thomas Blieseners Kommentar?
Rechtlich würde ich nein sagen.
Persönlich: Ein ein übertriebener Kommentar kann eine produktive Unterhaltung anstoßen. Eventuell ist er auch Sarkastisch gemeint.
Das Sicherheitsargument ist doch an den Haaren herbeigezogen.
Es gibt nach wie vor Bäume an den Straßen und Straßen durch den Wald haben ja auch keine 100 m breite Schneise.
Die vereinzelten Bäume ergeben bloß keine Allee mehr. Warum man da nicht mehr pflanzt ist mir ein Rätsel.
Vereinzelt gibt es Baumreihen wo die Bäume 50m auseinander stehen, da ließen sich auch sehr viele dazwischen pflanzen für eine „richtige“ Allee.
Auch in der Stadt ließen sich die vielen Parkstreifen problemlos nach dem Motto „ein Baum, ein Parkplatz, ein Baum, ein Parkplatz“ zu innerstädtischen Alleen wandeln … aber das könnte ja ein paar Parkplätze kosten und das geht ja gar nicht. Es ist wirklich frustrierend!