Die BUNDjugend Berlin hat eine Idee in die Tat umgesetzt, für die ich größte Sympathie habe: Sie will die Critical-Mass-Fahrten in den Alltag integrieren.
16 Radfahrer*innen dürfen laut Straßenverkehrsordnung einen Verband bilden. Es bedarf also nur einer kurzen Absprache übers Soziale Netzwerk, um sich zu täglich gefahrenen Strecken, etwa zur Arbeit, zur Schule, zur Uni, zum Sport oder auch für gemeinsam besuchte Kultur-Events zu verabreden und den Weg dorthin zusammen zurück zu legen.
Das hat nicht nur den Vorteil, dass man zu zweit nebeneinander auf einer kompletten Spur fahren darf, die leidige Benutzungspflicht eines Radwegs also entfällt, man besser gesehen wird und sicherer unterwegs ist, man lernt auch nette Leute (Radfahrer*innen!) kennen, mit denen man schon mal eine gemeinsame Leidenschaft teilt – und zwar?, na, genau: das Radfahren. Darüber hinaus finden sich sicher weitere verbindende Interessen, und wer weiß, vielleicht entwickelt sich sogar mehr: Freundschaften, Unternehmensgründungen, Nachhilfelerngruppen, Ferienfahrten, Gärtnergemeinschaften, Rad- und Radanhängerverleih, und aus einer netten morgendlichen Plauderei wird ein Flirt, Verliebtheit, Liebe, Familie…
Gemeinsam Fahrradfahren – für mehr Sichtbarkeit – für mehr Sicherheit – für mehr Spaß!
Die Autofahrer*innen wird das alles nicht freuen. Aber vielleicht lernen sie ja was, wenn sie da, durch ihre beschlagenen Windschutzscheiben schauend, diese fröhlichen Radfahrgemeinschaften sehen? Lassen ihr Auto stehen, verschenken’s, drehen’s auf den Rücken, verschrotten’s, machen einen Garten draus – und steigen aufs Rad? Auch wenn es nur bei einigen gelingt, die alltäglichen CRITICAL MASSES geben den Karosserie-Insassen ein klares Signal: Radfahrer*innen brauchen mehr Platz! Eine ganze Spur. Damit sie sicher ans Ziel kommen – und auch: aneinander vorbei.
Weitere Informationen bei der BUNDjugend Berlin, Orga-Team mitRADgelegenheit.
Kontakt: mitradgelegenheit@bundjugend-berlin.de
Anregungen, die Möglichkeit, sich zu verabreden, und ein Diskussionsforum gibt’s bei Facebook.
bicirossa
3 Antworten auf „[Gastbeitrag] mitRADgelegenheit – JEDEN TAG CRITICAL MASS“
wenn ich zufällig mit anderen Radfahrern in engem rahm fahre und die alle noch bei grün rüber sind kann ich dann auch noch rüber fahren? Also selbst wenn man vorher nicht abgesprochen hat das man ein verband ist?
Hi Tom, ich finde die Idee, sich zu regelmäßigen Fahrten (wie oben beschrieben) zu verabreden, super – aber man sollte die Sache mit dem Verband nicht überstrapazieren. Zusammen in der Gruppe auf einer Spur, selbstbewusst zu zweit nebeneinander, wenn es die Straßensituation erlaubt – gut. Aber auf dem Bei-Rot-Fahren würde ich nicht bestehen. Nicht, wenn die Autofahrer*innen schon den Fuß auf dem Gaspedal haben und voller Ungeduld sind, über die Kreuzung zu brettern. Wenn alles frei ist – warum nicht? Aber man sollte die anderen nicht unnötig provozieren und sich und andere gefährden. Zumal diese Verbandsregel selbst Verkehrspolizist*inn*en oft völlig neu ist.
Das Wichtigste ist, in meinen Augen: sich Straßenraum nehmen, als Radfahrer*in auf Gleichberechtigung bestehen, aber nicht provozieren, also: radeln und lächeln.
bicirossa
Dazu kommt noch die Unsicherheit mit dem fehlenden Verbandsführer. Genau genommen ist dieser für die Inanspruchnahme der Verbandsregel nötig.
Entscheidend ist hier für mich nicht die Frage was das Ordnungsamt (bzw. die Stadt) oder die Polizei sagt. Viel wichtiger finde ich wie die Haftungsfrage im Falle eines Unfalls aussieht und darüber entscheiden im Zweifelsfall Gerichte (ansonsten Versicherungen). Mal ganz abgesehen davon, dass Du einen Unfall mitunter mit Deinem Leben bezahlst, während es beim Auto bei einem Blechschaden bleibt.
Ohne Absprache gibt es kein Corken und ohne Corken ist das Risiko bei Rot über die Ampel zu fahren ungleich größer. Daher würde ich mir schon sehr genau überlegen ob ich im Alltag (keine CM, keine Mitradgelegenheit, …) auf die Verbandsregel bestehen möchte.