In der letzten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt am 19. November wurden die Ergebnisse der „Konzeptstudie Qualitätsverbesserung für den Umweltverbund“ am Beispiel der Metrobusachsen M2 und M4 vorgestellt. Da denkt man zunächst an ein paar Ampelvorrangschaltungen und wenn es hoch kommt an die Umwandlung einer Fahrspur in eine Busspur. In diesem Fall hatte aber der Gutachter Goudappel | Coffeng (Den Haag/ Deventer) seine Finger im Spiel, weshalb man für Osnabrücker Planungsverhältnisse von einer kleinen Revolution sprechen kann.

Ich stelle die Bilder aus der Präsentation von Mobile Zukunft im Folgenden einfach mal gegenüber und ihr könnt selber sehen, was passiert, wenn sich Niederländer deutsche Straßen und Plätze vornehmen. Ich war und bin wirklich beeindruckt – weil endlich mal nicht vom Auto aus gedacht wird. Das für mich interessanteste Beispiel kommt gleich als erstes. Besonders interessant, weil hier auch ein ganz kleiner Blick in die Martinistraße zu erhaschen ist (oben links im Bild), die aktuell über keinerlei Radinfrastruktur verfügt. Niederländisch geplant ist Platz für zwei Radwege und eine Busspur. Was dann noch übrig bleibt – und das sind nur noch zwei statt vier KFZ-Spuren -, bekommt der motorisierte Individualverkehr.




Am Heinrich-Lübke-Platz kann man deutlich erkennen, wie der gesamte Verkehrsraum neu verteilt werden kann. Ähnliches gilt für den Eversburger Platz. Hier fällt auch sofort auf, dass sogar mehr Grün dazukommen kann. Geh- und Radwege sind physisch vom motorisierten Verkehr getrennt. Auch die für die Niederlande typischen kleinen Schutzinseln an Kreuzungen kommen zum Einsatz. Und wieder: separierte Radwege.




Und was jetzt noch Autobahncharakter hat, die L88 nach OS-Eversburg rein, bekommt voneinander getrennte Infrastrukturen für KFZ-, Bus-, Rad- und Fußverkehr. Außerdem erkennt man ein Park+Ride-Schild, das den Weg zu einem neu zu schaffenden Parkplatz weist. So kann PKW-Verkehr aus der Stadt herausgehalten werden – natürlich nur mit wirklich komfortabler Bus- und Radanbindung. Es würde nichts bringen, einen P+R-Platz zu bauen und die Busse dann in die aktuelle Bestandsinfrastruktur zu schicken. Dann kann man auch gleich im Auto sitzen bleiben.

Insgesamt machen die niederländischen Pläne einen richtig guten Eindruck und man möchte sich wünschen, dass die komplette Stadt mit diesem Fokus neu geplant wird. Zunächst sollen die Gutachter nun aber weitergehende Untersuchungen anstellen – mit dem Fokus auf Beschleunigungseffekte für den Busverkehr, die Leistungsfähigkeit der Straßen und unter Berücksichtigung von Straßenbegleitgrün. Damit sind wohl in erster Linie Bäume gemeint, die eine Umwandlung der Parkstreifen bisher zu einem Tabu machen. Was aber, wenn sich mit den niederländischen Plänen neue Plätze für Bäume finden? Rechtfertigen Neupflanzungen in direkter Umgebung und ein völlig neues Verkehrssystem mit einem Schwerpunkt auf dem Umweltverbund nicht das Fällen der alten Bäume? Viele Fragen müssen noch beantwortet werden – vor allem politisch.

Die Ausgangsfrage, ob der Bestand grundsätzlich eine veränderte Straßenquerschnittsbetrachtung dahingehend zulässt, dass es zu einer Qualitätsverbesserung für den Umweltverbund insgesamt kommen könnte, wird vom Fachbereich Städtebau aber grundsätzlich mit ja beantwortet. „Auf den beiden zuvor dargestellten Achsen werden sich für die o.e. Verkehre positive Effekte einstellen können und zwar dann, wenn alle in der Konzeptstudie beschriebenen Maßnahmen umgesetzt wurden.“ Na dann los!