Unsere Städte stehen im Stau, sie platzen aus allen Nähten. Das zu ändern, bemühen sich viele. Es gibt Ideen und Projekte, die den (Auto-) Stau auflösen sollen. Aber hat eigentlich schon mal jemand darüber nachgedacht, dass das nie passieren wird? Unsere Städte wachsen immer weiter, werden immer größer, locken immer wieder neue Menschen an. Die Räume in den Innenstädten und Stadtkernen können aber nicht mitwachsen. Die Verkehrsfläche bleibt dieselbe.

Selbst wenn wir es schaffen sollten, Menschen aus dem Auto aufs Fahrrad, in den Bus oder die Bahn zu locken, wird der (Auto-) Stau derselbe bleiben. Die durch den Umstieg geschaffenen Kapazitäten auf der Straße werden durch neue Autos von neuen Menschen genutzt. Um die Stadt mobil zu halten, müssten diese Kapazitäten aber anders genutzt werden. Fahrspuren müssen zu Radwegen und/oder Busspuren umgewandelt werden. Darauf kommen deutlich mehr Menschen voran, als auf Fahrspuren für Autos.

Der reduzierte Verkehrsraum für PKW sorgt dann aber dafür, dass der Stau hier praktisch derselbe bleibt wie vorher. Zwar mit weniger Autos, da die neuen Infrastrukturen den Umstieg erleichtern. Aber immer noch genauso verstopft. (Einzige Möglichkeit, hier für eine Entzerrung zu sorgen, ist eine spürbare City-Maut, die sich kaum jemand leisten kann oder möchte.)

Mobilität für Menschen, nicht für Autos.

Wir können uns also darauf einstellen, dass wir den Stau in unseren Städten nicht loswerden – schon gar nicht mit E-Autos. Wir können aber Alternativen zum Auto fördern. Denn letztlich sollte und kann es in Zukunft nur darum gehen, wie wir die Menschen in den Städten mobil halten – nicht die Autos. Wenn ich mit dem Auto von A nach B will, dann darf das zwar möglich sein. Es muss aber nicht Priorität haben und muss nicht die schnellste und billigste Alternative sein. Der Weg von A nach B muss für jede Verkehrsteilnehmerin und jeden Verkehrsteilnehmer möglich sein – mit dem Auto, dem Fahrrad, dem Bus, der Bahn oder auch zu Fuß. Förderwürdig sind hier künftig in erster Linie die Strukturen, die es einer maximalen Anzahl von Menschen ermöglichen, ihre Wege zurückzulegen. Und das ist eben nicht der platzraubende SUV mit nur einer Person darin.

Das Auto wird zwar bleiben; und das darf es auch (wenn es denn endlich sauber wird). Es hat aber keinen Anspruch auf den Großteil der Verkehrsfläche. Davon wird es ein ordentliches Stück abgeben müssen. Es wird auch dann im Stau stehen. So oder so. Jetzt und auch noch morgen. Aber morgen muss sein Fahrer die Alternative haben, ohne Stau und sicher von A nach B zu kommen.