Das Bundesverwaltungsgericht hat heute entschieden, dass deutsche Städte durchaus Fahrverbote verhängen dürfen, um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Verbände, Vereine, Institutionen, Organisationen und Gremien aller Art feuern seit der Entscheidung ihre Pressemitteilungen aus allen Rohren. Einig sind sich alle, dass es keine Fahrverbote geben darf.

Nun gut, einer muss ja damit anfangen. Ich fordere Fahrverbote jetzt, sofort. Und mir ist auch egal, ob „der kleine Dieselfahrer“ oder kleine Handwerksbetriebe dabei die großen Verlierer sind. Natürlich sind sie nicht die Verursacher der hohen Abgaswerte. Natürlich sind es die Autokonzerne, die Autos verkauft haben, die auf der Straße nicht so sauber sind, wie sie vorgegeben haben zu sein. Und natürlich sind auch Städte und die Bundesregierung schuld, weil sie seit Jahren nicht ernsthaft gegen das Problem vorgehen. Sie spielen auf Zeit. Und dieses Spiel müssen sie endlich verlieren. Denn die größte Verliererin in diesem Spiel ist die eigentlich unbeteiligte Stadtbevölkerung. Sie muss die giftige Luft einatmen. Tag für Tag. Sie zahlt mit ihrer Gesundheit.



Und mein Mitleid für die vielen Dieselfahrer, die angeblich „kalt enteignet“ würden, hält sich auch in Grenzen. Auch sie haben ja nichts gemacht gegen den Betrug und die am Horizont heraufziehenden Fahrverbote. Jetzt fragt der Dieselfahrer natürlich empört, was er hätte machen können. Naja, zum Beispiel anders wählen. Die Bundestagswahl ist nicht lange her und die Problematik war hinlänglich bekannt. Wer da für saubere Mobilität angetreten ist, war nicht schwer zu erkennen. In Regierungsverantwortung ist jetzt keiner davon (außer vielleicht Barbara Hendricks, auf verlorenem Posten). Der Dieselfahrer hätte auch hin und wieder das Fahrrad oder den Bus nehmen können, damit sich das Verkehrsaufkommen und damit das Abgasproblem in der Stadt verringert. Und der Dieselfahrer hätte auch anders Druck aufbauen können. Er hätte mit Gleichgesinnten und deren dreckigen Dieselautos Städte lahmlegen können – aus Protest, dass nichts passiert. Er hätte klagen können (einige wenige haben das gemacht), Autohäuser zuparken können, er hätte Petitionen starten können und er hätte – ganz einfach – der Bundesregierung einen Brief schreiben können.

‚Das ist doch naiv, was hätte das schon gebracht‘, fragt der Dieselfahrer. Vermutlich nichts, wenn er der einzige gewesen wäre. Vielleicht aber auch alles, wenn er sich mit anderen zusammengetan hätte. 15 Millionen (potenziell betroffene) Dieselfahrer sind keine so unbedeutende Gruppe – wenn man sie denn hören würde. Die Umwelthilfe hat es vorgemacht. Ohne sie wäre wahrscheinlich überhaupt gar nichts passiert und wir wüssten nicht mal vom ganzen Ausmaß des Dieselskandals.

Natürlich wäre es unfair, Autofahrer jetzt für die Fehler anderer zu bestrafen. Aber sie sitzen die Sache eben auch genauso aus, wie fast alle anderen Beteiligten.

Natürlich wäre es unfair, Autofahrer jetzt für die Fehler anderer zu bestrafen. Aber sie sitzen die Sache eben auch genauso aus, wie fast alle anderen Beteiligten. Und dann kommt halt irgendwann die Quittung: das Fahrverbot.

PS: Falls ihr einen Diesel fahrt, könnt ihr übrigens ganz ruhig bleiben. Ich glaube immer noch nicht, dass es wirklich ein Fahrverbot geben wird. Das Spiel wird nicht verloren gehen. Es wird auch in die vierte, fünfte und sechste Verlängerung gehen. Und irgendwann sind Autos dann wahrscheinlich wirklich so sauber, dass sich das Abgasproblem in den Städten erledigt hat. Gewonnen hat dann letztlich die Autoindustrie. Die Frage ist nur, wie viele Kinder bis dahin an Asthma erkranken und wie viele Menschen vorzeitig sterben müssen…