Die Osnabrücker Buchhandlung Wenner startet einen Fahrradkurier-Service. Kunden, die Bestellungen über das Internet, Email, Telefon oder Fax tätigen, können sich die Waren bequem nach Hause liefern lassen. Und geht die Bestellung bis 15:30 Uhr ein, soll die Lieferung noch am selben Tag erfolgen. Der Service ist für den Kunden kostenlos und soll eine Antwort auf Amazon und Co sein. Die erste Testfahrt war bereits erfolgreich. Ab der kommenden Woche soll eine mehrwöchige Testphase starten, um erste Erfahrungen zu sammeln. Ich habe Jonas Wenner nach den Plänen gefragt.

Was genau ist geplant?
Wir relaunchen unsere Website buchweb.de. Die große Änderung hinter den Kulissen ist die Einbindung unserer Warenwirtschaft. Jeder Nutzer kann also sehen, welches Buch wo im Laden vorrätig ist und ob wir fehlende Bücher in welcher Zeit besorgen können. Für den Weg der Ware vom Laden zum Kunden möchten wir im Stadtgebiet auf Fahrradkuriere setzen und dies zunächst in einer Erprobungsphase testen.

Warum Fahrradkuriere?
Auch unsere Stammkunden wollen nicht immer in die Stadt kommen, um Bücher zu kaufen. Mittlerweile ist Online-Shopping in allen Gesellschaftsschichten und Altersgruppen etabliert. Bei Büchern, die wegen der Buchpreisbindung keinen Preiswettbewerb kennen, können wir unsere Kunden nur halten, wenn wir auch online ein gutes Angebot haben. Außerdem hat der Buchhandel in den letzten 15 Jahren viele Kunden an Internetriesen wie Amazon verloren. Die wollen wir durch ein überzeugendes Angebot zurückgewinnen. Dafür reicht es nicht, einfach nur das Gleiche zu bieten, wie alle anderen auch. Es geht wesentlich um Verfügbarkeit und schnelle Lieferung. Solange Amazon kein Lager z.B. in Hellern betreibt, haben wir die Ware immer schneller bei uns im Laden. Diesen Vorteil müssen wir an unsere Online-Kunden weitergeben und die Zeit zwischen „Ware im Laden“ und „Ware beim Kunden“ so kurz wie möglich halten. Dafür ist der Fahrradkurier eine interessante Alternative zum eigenen KFZ und zu externen Paketdiensten.

Bild: Jonas Wenner

Bild: Jonas Wenner

So ein Fahrradkurier fährt ja nicht ohne Gegenleistung. Was kostet die Kunden dieser Service?
Die Lieferung ist für den Kunden gratis. Falls wir später einmal ein echtes same-day-delivery versprechen, also fest zusagen, am Tag der Bestellung auch auszuliefern, könnte dieser besondere Express-Service ggf. 2-3 Euro kosten. Das hängt aber auch davon ab, wie gut wir unsere Kuriere auslasten können. Wir sind schon ganz froh, wenn die Mehrkosten durch den Fahrradkurier für uns überschaubar bleiben. Die Absicht durch Preisaufschläge zusätzlich Geld zu verdienen besteht jedenfalls nicht und wäre auch unrealistisch. Insgesamt gehen wir davon aus, dass der Kurier für uns dauerhaft teurer ist als der Versand per Paketdienst. Auch wenn das Projekt ein großer Erfolg wird, wird der Kurier nicht an einem Tag zehn Pakete in der gleichen Straße zustellen, sondern immer relativ lange Wege zwischen zwei Auslieferungen zurücklegen müssen. Unser Gewinn liegt also im Service für unsere Kunden und dem Image, das der Kurier bei jeder Fahrt für uns ausfährt.

Stimmt. Paketdienste, besonders die falsch parkenden, sind für Radfahrer ja auch in Osnabrück ein tägliches Problem. Da ist jede Entlastung willkommen. Wie weit wird denn geliefert?
Der Fahrradkurier soll in der Testphase nur im Stadtgebiet (490xx) liefern. Je nach verfügbaren Fahrern könnten später stadtnahe Umlandgemeinden (z.B. Büren oder Belm) dazu kommen. Es wird sich wahrscheinlich aber auch zukünftig auf das Stadtgebiet beschränken, da es unwirtschaftlich wird, wenn ein Kurier für eine einzelne Sendung weit ins Umland fährt. Alle anderen Lieferungen geben wir an Paketdienste, die in der Regel innerhalb eines Tages nach Übergabe zustellen. Unsere Ausrichtung ist aber klar lokal. Zum Beispiel stellen wir unseren lokalen Kunden (Osnabrück und umzu), die sonst auch zu uns in den Laden kommen würden, mehr Bezahlmethoden im Webshop zur Verfügung, als Kunden, die z.B. aus Süddeutschland zufällig auf unsere Seite kommen.

Zeit zwischen „Ware im Laden“ und „Ware beim Kunden“ so kurz wie möglich halten.

Wie schnell werdet ihr denn sein. Die Onlinehändler liefern meist am ersten oder zweiten Tag nach der Bestellung?
Ware, die wir am Lager haben, und die bis ca. 15.30 Uhr bestellt wird, soll der Kurier noch am gleichen Tag bis ca. 18 Uhr ausliefern. In der Testphase wird der Kurier aber nur an wenigen Wochentagen fahren. Daher schicken wir die Ware an den anderen Tagen weiterhin mit der Post raus. Wenn wir Ware erst besorgen müssen (in der Regel über Nacht) verschiebt sich die Lieferung entsprechend um einen Tag. Da sind wir dann genauso schnell wie Onlinehändler auch. Schön ist natürlich auch, wenn die Kunden direkt zu uns in den Laden kommen. Dazu kann man jetzt online einfach sehen, ob das Buch da ist. Wer mag kann es auch zur Abholung bestellen, also quasi reservieren.

Das hört sich gut an. Letzte Frage: Erfährt man vorher schon, ob man das Buch per Fahrradkurier bekommt? Ist ja in Osnabrück noch eine recht neue und daher spannende Sache. Vielleicht hat der eine oder andere Kunde gleich eine Erfrischung parat?
Derzeit noch nicht. Da es sich um eine Erprobungsphase handelt wollen wir uns mit solchen festen Zusagen nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Beim Versand per Post bekommt der Kunde eine Tracking-Nummer per Mail. Eine Nachricht, dass der Fahrradkurier mit der Ware losgefahren ist, wäre technisch zwar machbar, aber nicht so sinnvoll, da der Kurier ggf. schon beim Kunden ist, bevor dieser die Mail gelesen hat.