Die Osnabrücker Kammern und Wirtschaftsverbände haben ein gemeinsames Positionspapier zur aktuellen Debatte um die Entwicklung am Neumarkt vorgelegt: „Der Neumarkt: Als Verkehrsachse bis auf Weiteres unverzichtbar“ Überraschend dabei: auf einmal ist auch eine Sperrung vorstellbar – unter bestimmten Voraussetzungen. Das muss nun allerdings auch so sein, wenn man weiterhin mitreden will. Denn die Kommunalwahl hat eine Mehrheit für die Sperrung bestätigt.

Die große Lüge der vergangenen Jahre, mit der auch die wirtschaftsnahe CDU immer wieder spielt, findet sich schon in der Einleitung:

Für das Verkehrssystem der Stadt Osnabrück spielt der Neumarkt als die zentrale West-Ost-Verbindung eine entscheidende Rolle. So erschließt er insbesondere die wichtigsten Innenstadt-Parkhäuser aus allen Richtungen und ist damit entscheidend für die Erreichbarkeit der Osnabrücker Innenstadt insgesamt.

Er erschließt die wichtigsten Parkhäuser aus allen Richtungen, ja. Aber er ist alles andere als entscheidend für die Erreichbarkeit der Osnabrücker Innenstadt. Er ist höchstens mitentscheidend für die Erreichbarkeit einiger weniger Parkhäuser in der Innenstadt. Denn kommt man aus westlicher Richtung nach Osnabrück, sind die im östlichen Teil der Innenstadt gelegenen Parkhäuser eben nicht mehr ganz so direkt erreichbar. Na und? Autofahrer kommen weiterhin aus jeder Himmelsrichtung direkt ins Zentrum und können überall zentral parken. Wer „Lieblingsparkhäuser“ hat, nimmt einen zwei Kilometer langen Umweg schon in Kauf.



Wann kümmern sich die Wirtschaftsverbände also endlich um ihre eigentliche Aufgabe? Nämlich die Osnabrücker Innenstadt für Kunden, also für Menschen, attraktiv zu machen? Das Problem ist nicht die Erreichbarkeit der Stadt, die ist auch bei gesperrtem Neumarkt nicht beeinträchtigt. Alle großen Ein- und Ausfallstraßen bleiben unverändert bestehen. Das Problem ist viel mehr die Anziehungskraft der Stadt gegenüber der Konkurrenz, in erster Linie dem Online-Handel. Es muss einen Grund geben, in die Stadt zu fahren, nicht durchzufahren. Daher ist auch die Forderung, die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises ebenfalls über eine Neumarktsperrung abstimmen zu lassen, verrückt. Den für die Stadt wertlosen Durchgangsverkehr fragen, ob der Neumarkt für den Durchgangsverkehr gesperrt werden soll? Absurd…

Eine Bürgerbefragung über den Neumarkt müsste zum Beispiel in Stadt und Landkreis durchgeführt werden, so IHK-Geschäftsführer Marco Graf.

Die Wirtschaftsverbände sollten endlich an einer lebenswerten und attraktiven Stadt mitarbeiten. Den Kunden muss etwas geboten werden. Neben einem breiten Angebot an Waren gehört auch eine hohe Aufenthaltsqualität dazu. Je länger sich die Kunden in der Stadt aufhalten, desto mehr Geld geben sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch aus. Sonst könnte man ja alle Geschäfte gleich mit einem Drive-In versehen. So mutet die Strategie der Wirtschaftsverbände zumindest an. Schnell hin und schnell wieder weg. Wenn das aber schon alles sein soll, dann verliert die Innenstadt auf jeden Fall gegen den Online-Handel…

das-auto-mordet-unsere-staedte-kleinBild: dd